Mittwoch, 20. Februar 2013

Geschichten aus dem Corbi 2

Also heute habe ich endlich das grüne Ding fertiggestellt und bevor ich nun mit dem bunten Ding weitermache bin ich auf die Idee gekommen euch doch noch einmal eine Geschichte aus meiner Kindheit zu erzählen.

Es ist ja nun schon ausgiebig darüber gesprochen worden, dass wir eine große Familie sind. (Ich war versucht, waren zu schreiben, aber das trifft ja nun nicht zu, immerhin haben wir uns in den lezten Jahrzehnten verdreifacht!!)
Diese Familie war immer voller Tatendrang und Aktionen. Neben der Tatsache, dass wir alle Privatschulen besuchten, gab es ebenfalls für alle Musikunterricht. Klavier als Grundinstrument war Pflicht. Da kann man sich schon vorstellen, dass es in einem Haus wie dem Corbi doch hin und wieder ganz schön heftig an die Belastungsgrenzen unserer Nachbarn ging. Hin und wieder tauchte dann auch ein sehr verzweifelter Mensch vor der Tür auf und flehte um Ruhe... tja, das war leichter gesagt als getan.
Es gab da wohl mal einen Tag an einem Wochenende, als meine Mutter zusammen mit ihrer besten Freundin in ein Konzert gehen wollte. Unser Vater erklärte sich sofort bereit, die Autoritätsposition zu übernehmen und Mutter machte sich freudig auf, dieses Orgelkonzert zu genießen.
Mein Vater als Autoritätsperson... eine eher lustige Aussage. 

Er mag in seinem Beruf mit Sicherheit autoritär gewesen sein, sonst wär er nie so weit gekommen, aber mit uns daheim... niemals. 
Ein Engel, der liebste Mensch auf Erden. Wenn er den Jungs, und es gab wirklich hin und wieder Situationen, wo es eskalierte, wenn er also einmal eine Ohrfeige austeilte, hatte man den Eindruck, es täte ihm mehr weh als dem, dessen Backe er gerade getroffen hatte. Es lag ihm einfach mehr, die Themen mit Vernunft auszudiskutieren und somit seinen Standpunkt darzulegen. 
Das war für damalige Zeiten eine absolute Neuheit, denn uns Mädchen hat er nie, nicht ein einziges Mal geohrfeigt.
Hmm... doch einmal, ich muss drei gewesen sein, oder so. Es war das wohl ein sehr einschneidendes Erlebnis, denn ich kann mich wirklich daran erinnern.

Ich kann mich daran erinnern, dass ich auf dem Balkon gespielt hatte. Alle Balkone im Corbi haben eine Balkonbrüstung, die einem Erwachsenen bis zur Brust reichen. Kinder haben keine Chance dort hinunterzuschauen. Durch die Löcher im unteren Teil der Brüstung, da konnte man hindurchlinsen, aber richtig runterschaun... ging nicht
(ich gestehe euch, dass es mir gerade beim Erzählen dieser Geschichte unglaublich in den Waden zieht, und mir schwindelig wird... nur der Gedanke macht mich schon ganz kribbelig, ich muss gar net amal auf dem Balkon stehen... wobei des ist fast nimmer zu machen)

Nun, ich war neugierig und diese Löcher im unteren Teil genau so groß, dass ein Fuß einer dreijährigen hineinpasste. So kletterte ich, ohne jemals überhaupt etwas von Höhenangst gehört zu haben, gen Aussicht... herrliche, wunderschöne Aussicht mit Blick auf den großen Parkplatz vor dem Haus....
Als mein Vater dies sah, packte er mich und versohlte mir den Hintern. Ich erinnere mich ihn sagen zu hören : 'Ich hau ihr lieber den Po blitze rot, bevor sie runterfällt und ist tot'





Soviel also zu dem Thema Autoritätsperson. Geliebt haben wir ihn alle, aber er hat sich nie wirklich durchgesetzt. Keine Ahnung ob er es nicht wollte oder wirklich nicht konnte. Ich kann mir vorstellen, dass er im Job viel Autorität durchsetzen musste und einfach keine Lust hatte das daheim auch zu tun.

Aber um zurück zu diesem besonderen Abend im Hause der Großfamilie zu kommen. 

Meine Mutter verließ das Haus und die Mäuse tanzten auf dem Tisch... 
Während mein Vater versuchte sich liebevoll um uns beiden Kleinsten zu kümmern. Er las uns vor und bewunderte fasziniert wie Maria ihrer Barbie einen Zopf flocht.
Nun... da waren aber noch die Jungs... vier und das ist eine Magische Zahl... denn vier machen einfach mal eben so vierfachen Blödsinn. Und meine Brüder waren bekannt für Blödsinn und zwar ganz blödsinnigen...

Es wurde also immer lauter und mein Vater wusste nicht mehr an welche Stelle er in unserer Wohnung zuerst gehen sollte um für Ruhe zu sorgen. Mit mir auf dem Arm und gefolgt von Maria. Nun, gerade meine beiden großen Brüder ließen sich dann auf eine Diskussion ein. Nebenher fingen dann meine beiden anderen Brüder zu blödeln an.
Jetzt wurde es langsam etwas viel für unseren armen Papa. Hin und hergerissen, hin und herhastend immer Maria im Schlepptau und mich auf dem Arm versuchte er Blödelei zu unterbinden und dann auch noch Streiterei zu schlichten.

Mittlerweilen konnte man ihm ansehen, dass diese Situation mächtig an den Nerven zehrte. Das Hemd hing schon zur Hälfte aus der Hose, die Haare schon verwurschtelt (vielleicht hätte er mich ja auch mal hinsetzen können)
Zu allem Überfluss klingelte es dann auch noch.
Unser Vater ist dann die Treppe hinunter, mich auf dem Arm und Maria im Schlepptau...
Er öffnete die Tür, ohne vorher durch den Spion zu sehen und vor ihm stand ein wutentbrannter unteruns-Nachbar, der gleich Lauthals seinem Ärger Luft machte.
Wortlos ließ unser Papa diesen äußerst unhöflichen Redeschwall über sich ergehen, wartete bis er fertig war, blickte ihn an, drückte mich in seinen Arm und sagte ganz ruhig: 'Meine Frau ist nicht da, und wenn sie schon mal da sind, dann können sie mir auch helfen'

Der Mann war völlig perplex, reichte mich an meinen Vater zurück stammelte 'Oh, das tut mir leid' und beeilte sich von uns wegzukommen.

Er hat sich nie wieder bei einem meiner Eltern auf diese Art und Weise beschwert. Wurde es mal zu laut, reichte ein kurzer Anruf. War meine Mutter nicht daheim, blieb es laut, ohne Konsequenzen.

Nun, soviel zu einer weiteren kleinen Geschichte

bevor ich mich aber wieder von diesem seltsamen bunten Ding in Beschlag nehmen lasse, verrate ich euch noch was dieses seltsame grüne Ding war:




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