Freitag, 29. März 2013

Funkturm, Tarzan und zerbrochene Fensterscheiben Geschichten aus dem Corbi Teil 3


Funkturm, Tarzan und zerbrochene Fensterscheiben
Geschichten aus dem Corbi Teil 3


Ich habe ja bereits erzählt, dass ich die ersten 10 Jahre meines Lebens zusammen mit meiner 3 Jahre älteren Schwester in einem Zimmer leben musste.

Wer von euch ebenfalls gezwungen war, sich ein Zimmer mit seinen Geschwistern zu teilen, weiß dass dies für alle Beteiligten nicht immer wundervoll, harmonisch und zufriedenstellend ist. Ganz im Gegenteil, es bleibt einem kaum Privatsphäre und das ständige aufeinander Hocken führt unweigerlich zu Reibereien und Streitigkeiten.

Dieser Zimmerschlauch, wie wir gerne dazu sagten, hatte auch denkbar wenig Platz für uns beide.
Einen Kleiderschrank, ein Stockbett, 2 Schreibtische und ein Bücherregal damit war das Zimmer eigentlich schon überfüllt. Hätten wir da nicht die Möglichkeit gehabt, die Zieharmonikawand an der Balkonseite zu öffnen und unser Zimmer mit dem der Jungs zu verbinden, hätten wir wohl immer im großen Flur gespielt.

So aber wurde diese Wand geöffnet und gab uns die Möglichkeit zu Spielen und zu bauen und uns einfach rundum wohl zu fühlen. Wenn da nicht immer das lästige Aufräumen gewesen wäre….

Eine wunderschöne Zeit die meine Schwester und ich in diesem Schlauch verbrachten… dieses außergewöhnliche Stockbett, das nicht zwei Betten direkt übereinander hatte, sondern versetzt… ich konnte wählen, ob ich im Schutz der ‚Höhle‘ schlafen wollte oder mit freiem Blick auf die Decke….

Eine Zeit die genau so schön wie  anstrengend war…

Da gab es dieses Aprilscherzritual…
Ach wie herrlich amüsierte es doch meine großen Brüder, die kleinen Schwestern in den April zu schicken.
Oh wie eifrig wir beide, Maria und ich, versuchten es ihnen gleich zu tun und jedes Mal kläglich versagten…
Es gelang uns einfach nicht ernst zu bleiben, bei dem was wir erzählten, und genau aus diesem Grund scheiterten wir.
Bis dann eines Morgens meine Schwester mit einem gewohnt eleganten Schwung aus dem oberen Bett sprang, neben mir aufkam und entsetzt rief… „Oh mein Gott… der Funkturm ist weg!“
Als wär ich von der Tarantel gestochen, oder  hätte einen, eben gaaaanz fürchterlich erschreckenden Satz gehört…………. der Funkturm ist weg !!, fuhr ich hoch und verfiel sofort in Schnappathmung….

Oh, jung genug um sich vorzustellen, dass dies tatsächlich passieren könnte, dass es auch nur eine winzig kleine Abweichung in der gewohnten Aussicht geben könnte… infiziert von diversen Geschichten und abgeschreckt durch weitere grausame Märchen… oh ja es konnte durchaus den Tatsachen entsprechen.

Aus den Tiefen eines unschuldigen Traumes erweckt schreckte ich hoch, sprang aus dem Bett und ….
hmmmm …. Ich suchte verzweifelt, während meine Schwester sich vor Lachen bog… er war weg…. Einfach so, der West-Berliner Funkturm… der der dem Eifelturm nachempfunden war… spurlos verschwunden, als hätten ihn des Nächten irgendwelche dunkle Mächte gestohlen???

Erst als mein Bewusstsein richtig wach wurde, merkte ich, dass sich an diesem 1. April eine dichte Nebeldecke über Berlin legte und sowohl die Sonne als auch den Funkturm bedeckte… man stelle sich doch aber nur die Panik eines kleinen Mädchens vor, dessen Wahrzeichen über Nacht verschwand….
Meine Schwester genoss damals diesen Triumph… zum ersten Mal war es ihr gelungen jemanden in den April zu schicken… mich…

Aber dies ist natürlich nicht die einzige Geschichte, die sich um unsere gehasst/geliebte Zweisamkeit rankte.

Wie ich bereits nebenher erwähnte, gehörten wir zu einer der ersten Familien, die mit der Gnade eines Farbefernsehers bedacht wurden.
Im täglichen Fernsehprogramm gab es nicht viel, was uns interessierte, deswegen verbrachten wir die meiste Zeit im Freien oder mit unseren Freunden. Am Wochenende gab es aber dann diese Serien… Flipper… Lassie … und so.
Dann kamen da die Folgen von Tarzan…. Zuerst schwarz-weiß… Johny Weißmüller… ohh was ein Mann… dann die Folgen in Farbe und meine liebe Schwester schmolz dahin… während ich einen Kult für Winnetou entwickelte, verfiel meine Schwester dem muskulösen Charme der Tarzan Darsteller…

Wäre ich es gewesen, so würde ich mit Sicherheit in der Lage sein, euch die Namen der, wohlgemerkt wechselnden ultra attraktiven muskulösen Tarzan Darsteller zu nennen, aber ich litt mit Pierre Brice und Uschi Glas, während meine Schwester eine leere Zigarrenkiste zu ihrem persönlichen Tarzan-Schrein umfunktionierte.
Huh war sie aber bedacht darauf, dass ihre Zigarrenbox gründlich vor mir versteckt war…

Aber kleine Schwestern sind unerbittlich auf der Suche nach… haha… lange dachte ich nach Anerkennung, aber nein es ist der Neid, der einen voran treibt und der unbezwingbare Wille etwas über seinen Konkurrenten herauszufinden. Einen Schwachpunkt zu finden, etwas womit man angreifen kann…

Ach, auch wenn ich Winnetou in Unterhosen mit einem Taschentuchlatz, springend vom Wäschetrockner, imitierte…. mich am Treppengeländer schreiend auf die bösen Cowboys stürzte…. so bewahrte ich keinen Kult in einer Zigarrenschachtel…. Das machte es umso interessanter, dieses kleine Geheimnis herauszufinden… zu wissen, was in dieser Zigarrenschachtel war…

So machte ich mich dann auch eines Tages auf die Suche nach dieser Schachtel…
Lange hatte ich schon vermutet wo sie sich befinden könnte… bis ich sie dann fand.

Unser Stockbett stand direkt neben dem Schrank. In Ermangelung eines Stauraumes, hatte unsere Mutter dort, auf dem Schrank eine große Kiste mit Kleidung und einen Weidenkorb mit unseren überflüssigen Puppen und Stofftieren platziert. Mit Leichtigkeit konnte man vom oberen Bett auf diesen Schrank mit all seinen Geheimnissen (auch noch geschickt hinter einem von Mama genähten Vorhang versteckt)
Und genau in dem Weidenkorb mit all unseren überflüssigen Stofftieren fand ich dann die besagte Zigarrenkiste…

Teuflisch, wer da denkt, ich wäre auch nur annähernd in der Lage gewesen den gesamten Inhalt zu erkunden….

Gerade als ich die Schachtel öffnete und den ersten Zeitungausschnitt über Tarzan in Händen hielt…. just in diesem Moment rauschte der Vorhang zur Seite und eine wutentbrannte Schwester blickte mich an.
Es folgte ein heftiges Gerangel um die Zigarrenschachtel und deren Inhalt und es endete mit einem heftigen Stoß…
der mich mitsamt des Weidenkorbes … kerzengerade… nach vorne… vom Schrank beförderte….

Ein wahres Wunder, dass mir nichts geschah…
Nicht ganz, denn dieser Tumult mit all seinen optischen Auswirkungen blieb natürlich nicht verborgen…
Die Zigarrenkiste verschwand vor den neugierigen Blicken anderer Familienmitglieder… darin waren wir uns einig, in schwesterlicher Liebe…
Auch die Schimpfe teilten wir uns, froh dass bei dem Sturz nichts passiert war.
Danach wurde ich eingeweiht und kannte nun auch das Sammelsurium um Tarzan und Jane…
Wir spielten fortan gemeinsam den johlend Tarzan, der sich am Treppengeländer hinunterangelte und seine Jane vor den Gefahren des Dschungels bewahrte….
Ach was praktizierten wir doch für wunderbare Rituale… mit bedauern muss ich eingestehen, dass sie verloren gingen auf dem Weg nach Bayern…

Aber da kam dann doch noch die Geschichte die sich in den 70ern an diesen Weihnachtfeiertagen abspielte…
Unsere Mutter sorgte jedes Weihnachten für eine angemessene Atmosphäre. Nicht nur das gemeinsam praktizierte Plätzchen backen, sondern alle Vorbereitungen waren auf die gesamte Familie ausgerichtet. Nur eines durften wir Kleinen nie… den Christbaum vor der Bescherung sehen… Weihnachten war etwas Besonderes… alle fanden sich zusammen  und auch wenn meine große Schwester lange nicht mehr bei uns wohnte, meine beiden ältesten Brüder wenig Interesse zeigten, da in Ausbildung und Studium involviert… so war Weihnachten in unserem Hause immer eine der Zeiten in denen die gesamte Familie zusammen feierte…
Es war so schön wie immer, unsere Mutter hatte reichlich aufgekocht und die meisten der Familie verbrachten die Zeit mit angeregten Diskussionen oder ausgiebigen Spaziergängen.
Wie jedes Jahr wurden wir kleinen dazu verdonnert aufzuräumen. Ja, die Küchendienste und die Aufdeck- und Abräumdienste waren mit Hilfe eines ‚Dienstplanes‘ außerordentlich genau eingeteilt. Die Ausführung überwachte unsere Mutter und glaubt mir, ich bin heut noch beeindruckt, wie sie immer und jederzeit in der Lage war, dies auch durchzusetzen, ohne dass gleich die Fetzen flogen.
Aber es gehörte auch dazu, dass wir, wie jedes Jahr unsere Zimmer aufräumen mussten… meist hatten wir am 24. und  25. eine Freikarte… aber am 26. musste einfach aufgeräumt werden.

So kam es, das Maria und ich dazu verdammt wurden unseren Schlauch aufzuräumen.
Hach, wer unsere Gewohnheiten kannte, wusste bereits, dass es in diesem Zimmer eine Linie gab… die ‚unsichtbare Linie‘ die das Zimmer in die jeweiligen Aufräumbereiche aufteilte…. eine Überschreitung dieser Linie war nicht gestattet und zog entsprechende Konsequenzen mit sich…. Streit!!!

So kam es, dass wir an diesem einen 26. das Zimmer aufgeräumt werden musste….

Kennt jemand eigentlich diese Steiff Teddys? Diese, heute unglaublich seltenen und auch teuren, harten Stoffbären, die beim Aufrichten dieses ‚MUUUH‘ von sich gaben? Vollkommen egal, ob ihr das wisst oder nicht, denn von einem Bekannten unserer Eltern hatten wir diese Teddys geschenkt bekommen. Zwei absolut gleiche Teddys in ein und demselben Zimmer….
Woahhh… das schreit förmlich nach einem Konflikt…

Der dann auch entstand, und zwar genau wegen diesem Steiff-Teddy… zwei Mal
 vorhanden in diesem Kinderzimmer…. Zwei fast identische Bären und…. diese unsichtbare Linie….
Das nicht sichtbare Trennungszeichen, welches die Aufräumbereiche in grün und rot einteilte…. und dann dieser Teddy, ein bedauernswertes Geschöpf, was in zweifacher Ausführung existierte….

Dieser Teddy… ich will im Nachhinein nicht spekulieren ob es sich tatsächlich um meinen oder dem meiner Schwester handelte, sie waren einfach identisch… er lag nun mal so unverfangen und unschuldig auf der unsichtbaren Linie….
und der Streit begann…
Der arme Kerl wurde aufgehoben und auf die gegnerische Seite geworfen… von welcher er umgehend zurück ins Feindesland verfrachtet wurde…
hmmm wir sprechen jetzt nicht von einem Kuschelteddy, die alten ‚mähenden‘ Steiff-Teddys waren alles andere als das…
Uuhm… dieses arme Geschöpf wechselte zwangsweise des Öfteren die Grenze… jedes Mal begleitet von einem empörten ‚Möööh‘
Bis meine Schwester ihn am Arm packte, wütend ausholte und ihn nach mir warf….
ich duckte mich und mit einem ‚möööh‘ traf der Teddy auf die Fensterscheibe hinter mir… es barst… es splitterte… der arme Teddy landete auf dem kalten Balkon….

Es war der 26. Dezember an einem Weihnachtsfest in den 70ern…. Es gab noch keinen Glasernotdienst und auch so niemanden der einem helfen konnte….

Habe ich euch schon erzählt, das es in der gesamten Wohnung unglaublich zog, wenn irgendwo ein Fenster geöffnet war??
Hab ich euch gerade erzählt, dass es Dezember… genau der 26te… kalt, windig, ungemütlich war??

Ach ja, es existierte so etwas wie ein Glasernotdienst nicht… und vor allem solche Leute hätten garantiert niemals am Wochenende oder gar an den Feiertagen gearbeitet!!!

Die große Scheibe barst, der Teddy schnappte als erstes die kalte Dezemberluft in gruseligen Höhen… und es gab weit und breit niemanden, der dieses Loch stopfen konnte….
Ohhh… wie schnell die Ohrfeigen ausgeteilt wurden und sogleich nach entsprechendem  ‚Lochstopf‘ gesucht wurde…

Glücklicherweise fand man einen Karton, der groß genug war um die Fensterfläche abzudecken, jedenfalls so lange bis die Glaser wieder ihren normalen Dienst einnahmen.

Hiermit wüsch ich euch…
nein, nicht frohe Weinhachten, die sind lang vorbei
Ich wünsch euch ein schönes Osterfest



Samstag, 23. März 2013

gefüllter Hackbraten im Speckmantel

So meine Lieben,

ein wunderschönes Osterwochenende steht an. Mit allem, was die Natur so zu bieten hat, und bestimmt mit vielen ratlosen Hausfrauen...
Eine Sache, die mich jedes Jahr aufs neue recht intensiv beschäftigt:
was um alles in der Welt koche ich an den Feiertagen...

Nur um alle Skeptiker zu beruhigen... ich habe seit fast 24 Jahren eine Familie und es ist mir bisher jedes Mal gelungen meine Liebsten zufrieden zu stellen.

Aber seid mal ehrlich, wer von euch ist nicht schon verzweifelt an der Frage, was koche ich zu den Feiertagen?


Mach ich einen Braten? Ja...
was dann?
Einen Rinderbraten? oh neee

ja und?
Einen Schweinebraten? nein auch nicht

na dann Lamm? Ach, dafür ist es jetzt zu spät...
hmmm...
Wie wär es dann mit Huhn?... hatten wir erst...


haha, dann hab ich nur noch den 'falschen Hasen'....

Ahh... ohhh... ist aber langweilig...
Da muss ich grinsen, denn das ist er nicht!!
Einen Hackbraten kann man in so ziemlich allen erdenklichen Variationen kreiren und er schmeckt seltsamerweise jedes Mal anders.
So kam es, dass wir ( d.h. mein Mann und ich) auf 
http://www.fettich.de/ 
ein Rezept für einen gefüllten Hackbraten im Speckmantel fanden...

Wer allerdings unsere Küchengewohnheiten kennt, kann sich schon gleich von Anfang an denken, dass dieses Rezept rein die Grundlage gebildet hatte....
Das ist auch richtig, denn es gehört zu unseren Haupteigenschaften, wenn wir gemeinsam kochen, wird kein Rezept unverändert unsere Küche verlassen...

Dann fangen wir doch einmal an mit der Einkaufsliste:

Ich brauche:
für das Hackfleisch:
400 g Rinderhack
400 g Bratwurstgehäck
1 Zwiebel
Knoblauch
2 Tl Senf
3 Eier
Salz/Pfeffer/Paprika

für die Füllung:
200g Emmentaler gerieben
1 rote Zwiebel
Muskat/Salz/Pfeffer

für den Speckmantel:
400g Frühstücksbacon
100 g Serranoschinken

so, und spätestens jetzt müsste jeder, der das  fettich.de Rezept kennt wissen, dass hier was anders läuft....

Aber nun endlich zur Zubereitung:

Die Zwielbel würfeln, den Knoblauch fein Hacken und zu den beiden Sorten Hackfleisch geben. 3 Eier und 2 Teelöffel Senf dazu und noch mit Salz und Pfeffer abschmecken.
Alles zusammen durchkneten (ich weiß, es gibt Sendungen, in denen mit der Gabel vermengt wird, oder ein Handschuh angezogen wird, ich nehme die frisch gewaschene Hand... *lächel* )

Während das Hackfleisch ein klein wenig ruht, bereiten wir mal den Speckmantel vor
wir legen den Speck überlappend und gitterförmig auf ein Backpapier.
In diesem Fall habe ich die entstandenen Löcher mit dem Seranoschinken abgedeckt




Sobald ich damit fertig bin, reibe ich den Käse grob in eine Schüssel geb die gehackte rote Zwiebel dazu und würze mit Salz, Pfeffer und viel Muskat (ich lieebe Muskat)

Die Fleischmischung auf dem Speck gleichmässig verteilen und mittig die Käsemischung platzieren.

von einer Seite mit Hilfe des Backpapiers die Masse zu einem 'Braten' wie folgt, zusammenrollen.

 jetzt muss der Braten nur noch für ca. eine Stunde bei 160 ° ( Umluft) backen...

Das Resultat:





was dazu serviert wird ist eigenlich egal, wir hatten






geraspelte Karotten/Petersilienwurzel/Kohlrabi/Sellerie- Streifen scharf angebraten, Buttergemüse und eine helle Champignonsoße.
 


ich sage euch jetzt


Guten Appetit...
liebe Grüße

Veronika

Dienstag, 12. März 2013

Von Zauberern, Hexen und weiteren Phantasiegeschöpfen


So ziemlich jeder, der schon eine meiner ‚großen‘ Geschichten gelesen hat, hat mir diese eine Frage gestellt: Wie kommst du nur auf so was?

Und da wären wir bei den Zauberern, Hexen und  Phantasiegeschöpfen.

Natürlich könnte ich hier eine ganz einfache Antwort geben, das wiederum wäre einfach nur langweilig.
Euch einfach zu sagen, ich hätte ein Faible dafür stimmt zwar, ist aber nicht die ganze Geschichte.

Nun, die Vorliebe für Phantasiegeschichten rührt aus der inbrünstigen Liebe einer 5 Jährigen zu  IHREM ‚Uuurmeliii‘.
Ich bin fest davon überzeugt, dass in den Urmel-Geschichten von Max Kruse der Grundstein meiner schillernden und bunten Phantasiewelt geboren wurde.

Eine Geschichte, von sprechenden Tieren und einem ganz besonderen Tierarzt!
Oh ich liebte meine Mama Wutz mit ihrem öff öff, und Ping mit der Mupfel die er nie bekam… Schusch und der Seelefant…
Phantasiegeschichten mit sprechenden Tieren…. damit fing es auf jeden Fall an.

Nur ganz nebenbei bemerkt, sorgte diese Geschichte auch eine ganze Weile dafür, dass ich unbedingt Tierärztin werden wollte… fleißige Leser meines Blogs wissen ja bereits, dass dies nicht geschah…

Zu meinem Urmel gesellten sich natürlich alle möglichen anderen Geschichten. Und natürlich las ich 5 Freunde und auch die 3 Fragezeichen…
Hanni und Nanni hab ich gehasst, da ich dieses wunderschöne Buch zu meinem Einzug im Mädcheninternat geschenkt bekam…. whuu… was ein gruseliger Unterschied doch die Realität darstellen kann…

Geschichten, wie das kleine Schlossgespenst, oder die kleine Hexe von Ottfried Preußler waren mein bevorzugter Lesestoff.

Je älter ich wurde, umso mehr veränderte sich natürlich meine Buchauswahl. Sicher las ich Karl May’s Winnetou, aber ich stamme auch aus der Generation in der meine Familie zu einer der ersten mit Farbfernseher gehörte.

Da konnte ich Urmel als Aufführung der Augsburger Puppenkiste sehen und auch diese unglaublich schönen Winnetou – Filme…
Meine Schwester liebte Tarzan (fand ihn ja auch ganz toll). Maria machte aber einen Kult aus der Figur … Aber hierzu werde ich lieber eine weitere kleine Geschichte aus dem Corbi erzählen

Ich gebe zu, dass durch das Fernsehen das Lesen etwas weiter in den Hintergrund rückte. Sofern die Schule nicht irgendwelche literarischen Buchvorstellungen verlangte oder im Unterricht Lektüren gelesen wurden.
 
Ich fing an mit meiner Mutter zusammen Edgar Wallace schwarz/weiß Filme zu schauen… oder Agatha Christie… spannend, aber nicht wirklich mein Metier. Krimis sind zwar toll, aber bei mir musste es einfach immer um die Dinge zwischen Himmel und Erde gehen. Die Sachen, die man nicht sehen konnte, die die man fühlen musste. Die die nicht da sind aber an die man doch glaubt.

Bücher wie ‚der Herr der Ringe‘ rückten in den Vordergrund. (Von der ersten Verfilmung war ich ehrlich gesagt maßlos enttäuscht)

Geschichten, die die Phantasie beflügelten, von Hexen, von Elfen, von Einhörnern und dem Greiff.
Da war ich zu hause, dort fühlte ich mich wohl und obwohl ich genau wusste, dass all dies nicht existiert, tauchte ich ein in die Geschichten und verschmolz mit ihnen.

Sicher begann mit den massigen Verfilmungen auch für mich die Zeit, in der ich mein Taschengeld in Kinokarten investierte.

Als ich dann meinen Mann kennen lernte, kam eine Zeit, in der wir viel ins Kino gingen. Auch wegen der Atmosphäre. Ein Kinosaal hatte schon was Besonderes für frisch verliebte.

Dann kam ja die Zeit der Videos…
und da mein Mann sich von all diesen technischen Gerätschaften förmlich magisch angezogen fühlte, hatten wir recht schnell einen passenden Videorekorder.

Jetzt wurden Videos ausgeliehen und im Wohnzimmer, auf der Couch angesehen.

Der Videorekorder wurde dann um eine Spielekonsole erweitert… einen Sega Megadrive und natürlich Sonic the Hedgehog… ja, da erwacht ein Erwachsener und mutiert zum Spielkind…

Von all diesen Dinge, Bücher, Filme und auch Videospiele … von allen gefielen und gefallen mir die am besten, die in phantastischen Welten spielen.
Spiele, in denen es galt Labyrinthe zu durchqueren und Rätsel zu lösen um auf die nächste Ebene zu gelangen wurden eindeutig bevorzugt.

Sicher, ich habe Harry Potter gelesen, aber ich habe auch die Verfilmungen gesehen.
Durch meinen Mann habe ich auch noch eine Vorliebe für Sience fiction entdeckt.

All diese Bücher, Filme und Spiele erwecken in mir meine ganz eigene Phantasie.
Ob es nun um genmanipulierte Krieger in einem Paralleluniversum sind,
oder Wandelwesen, die in unserer Realität leben und einen unerbittlichen Kampf gegen das Böse führen.

Es sind die vielen kleinen Hexen und Zauberer, die in so vielen Geschichten nichts anderes tun, als unsere eigene Phantasie anzuregen.
Es sind all die Mythen und Legenden, die einen zum Träumen anregen, die mich zum Träumen anregen.

Fang ich nun an und lass ein Thema auf mich wirken, dann dauert es nicht lange und es beginnt zu wachsen.
Ein Abend an dem ich, aufgewühlt vom anstrengenden Arbeitstag nicht sofort einschlafe sorgt für einen Tropfen der Gedanken, die dann einfach immer mehr werden. Woher sie kommen kann niemand sagen.
Sie plätschern wie Rinnsale den Berg hinab um sich weiter unten zu einem Bach zu vereinen… ganz unten angekommen nehmen sie dann Gestalt an und werden
zu den Zauberern, Hexen und Phantasiegeschöpfen…..



Eure

Veronika


(Der Zauberer ist eine meiner Buntstiftzeichnung, die 1,5 x 1,5 cm große Vorlage stammt aus einem Videospiel aus dem Jahr 1996)




Sonntag, 10. März 2013

Die Tankstelle


Da das Leben weitergeht, mit Freunden oder auch ohne, gehe ich nun dazu über, euch abermals eine kleine Geschichte zu erzählen.
Eigentlich wollte ich die Chronologie nicht durcheinander bringen und euch Geschichten aus meiner Kindheit gemischt mit aktuellen oder kürzlich vergangenen erzählen. Aber nun ja genau dies ist ja schon geschehen. So also kommen wir heute zu einer, die mir nicht nur schon seit einigen Tagen im Kopf herumspukt, sondern die noch gar nicht so lange her ist. So möchte ich beginnen:


Arbeiten macht mir eigentlich Spaß.
Eigentlich, denn die Sache mit der Tankstelle war zumindest zu Beginn alles andere als lustig.

Ich erinnre mich genau daran, dass ich gerade diesen wundervollen, vom Arbeitsamt gesponserten Kurs für Wirtschaftsenglisch mit ‚destinction‘ und ‚credit‘ bestanden hatte. Mit stolzgeschwellter Brust machte ich mich eifrig daran einen geeigneten Halbtagsjob zu ergattern. Natürlich sollte dieser unbedingt auch was mit Wirtschaft und Englisch zu tun haben.
Immerhin hatte ich ja nun zum wiederholten Male bewiesen, dass ich eben nicht mein Hirn am Eingang zum Kreissaal abgegeben hatte.
Am liebsten wäre mir da so eine Kombi aus Buchhaltung und Außenhandel gewesen.
Am liebsten, ja sicher, schön wär’s, aber garantiert nicht bei mir.
In Ermangelung eines dicken Sparkontos blieb mir nichts anderes übrig als mich auf jeden noch so blöden Job zu bewerben, damit das Amt ja nicht auf die Idee kam, mir meine Bezüge zu kürzen.
Nun, immerhin galt es hier einen 6 Personen Haushalt zu versorgen. Und diese 6 hatten nun mal ständig Hunger und Durst.

Ein paar Monate des erfolglosen Bewerbens und der teilweise frustrierenden Absagen, bekam ich dann, ich glaub es war Ende Mai oder so, einen Anruf meines Arbeitsvermittlers.
‚Es gäbe da eine Anfrage eines Geschäftsinhabers, für eine Bürohilfe mit Buchhaltungskenntnissen halbtags und das auch noch direkt vor ihrer Haustür…‘
In diesem Moment wurde bereits mein Mund trocken und das Herz klopfte bis zum Hals. Was für eine tolle Sache!! Hier vor der Tür, kein Auto nötig, halbtags und dann noch Buchhaltung!
 ‚Ja?!‘ brachte ich dem Mann am anderen Ende inbrünstig entgegen.
 ‚Es hätte aber dann wohl einen Nachteil‘ fügte er beiläufig hinzu. Unweigerlich musste ich schlucken, das Hirn begann bereits wie wild zu arbeiten..
 ‚So, und der wäre?‘ fragte ich zögerlich nach..
‚Die Arbeitszeit wäre von Montag bis Freitag 13 – 17 Uhr‘

…. Ich überlegte kurz und ohne an irgendwelche Betreuungsmöglichkeiten meiner Kinder zu denken, antwortete ich selbstbewusst
 ‚Na und?‘
 ‚Da bin ich aber erleichtert‘ klang es mir aus dem Hörer entgegen und ich fragte
 ‚und wo soll ich mich bewerben?‘ Daraufhin folgte die Adresse und die Telefonnummer und der Hinweis
 ‚ich solle gleich noch anrufen, man würde mich sicher heute noch sehen wollen‘

Weder die Adresse noch die Telefonnummer musste ich mir notieren, ich kannte sie! Nur zu gut, und dieses Kennen war nicht von der freundlichen, freudigen Sorte.
Nachdem ich das Gespräch beendet hatte, fühlte ich mich als hätte mir jemand eine übergebraten, so richtig mit einer schweren Schneeschaufel...

Meine Gedanken schlugen Kapriolen, was sollte ich nun tun?
Der Geschäftsinhaber war hier im Ort für sein aufbrausendes, ungeduldiges, cholerisches Verhalten bekannt, außerdem hatten wir bereits persönlich ungute Erfahrungen mit ihm gemacht.
Ich fing an nervös in der Wohnung herumzulaufen, das ist eine ganz schöne Strecke, wenn man die Größe unserer Wohnung betrachtet. Die Gedanken bewegten sich mit Lichtgeschwindigkeit. Ständig dieses: soll ich? Oder lieber nicht? Mehrfach nahm ich das Telefon aus der Station und schaute es an, steckte es dann doch wieder weg und lief vom Wohnzimmer in die Küche. Setzte mich dort um doch wieder aufzustehen, den Radio auszumachen und erneut das Telefon zu greifen.

Ich hatte keine Ahnung was ich jetzt tun sollte, würde ich nicht anrufen, dann hätte dies auf jeden Fall Konsequenzen (der Vermittler hatte sich extra für mich eingesetzt!)
Ruf ich an, stell mich vor und die nehmen mich auch noch!! Was dann? Wohin mit den Kindern? Könnte ich das so schnell regeln? Und dann… wenn man es als Kunde dort schon nicht toll findet, wie sollte das als Angestellte gehen? Eine Tankstelle mit Werkstatt… was wär da an Verdienst zu erwarten? Eher nicht viel… gut ich bräuchte kein Auto…

Ich wählte… aber die Nummer meines Mannes auf der Arbeit 
Seine ersten Worte waren: ‚Du störst‘
Ich sagte ‚ist aber dringend‘
‚Dann mach kurz‘ kam von der anderen Seite
Kurz!! Wie stellte er sich das vor, ich und mich kurz fassen, unmöglich!
Ich beeilte mich schnell  die Tatsachen herunterzuleiern.
‚Ja und was soll ich jetzt dazu sagen?‘ entgegnete er mir
Verzweifelt nach Hilfe suchend sagte ich
‚Was soll ich tun? Soll ich wirklich anrufen?‘ 
Ich wusste, dass Privatgespräche auf seiner Arbeit nicht gern gesehen waren und ich eigentlich nicht stören sollte. Höchstens wegen einem Notfall, aber nicht wegen so was… Aber dieses Was brannte wie Chili im Auge.
Unvermittelt fing er an zu lachen und sagte: ‚Ruf an, nach den gemeinsamen Erfahrungen, die wir hinter uns haben, wirst du eh nicht genommen.‘
Jetzt war ich ein wenig sprachlos, von dieser Seite hatte ich das Ganze noch gar nicht betrachtet, das war eine Option, die ich vor lauter Aufregung völlig außer Acht gelassen hatte.
‚Noch was?‘ fragte mein Mann und fügte hinzu ‚ich muss weitermachen.‘
Ohne dass er es sehen konnte schüttelte ich den Kopf und sagte ‚Nein‘
‚Dann bis heut Abend‘ verabschiedete er sich noch ich erwiderte ‚Ja, bis dann‘ und legte auf.

Ich sammelte mich kurz, auf keinen Fall wollte ich die gerade frisch erworbene Zuversicht wieder verlieren, und wählte die Nummer der Tankstelle.

Am anderen Ende hatte ich dann die freundliche Stimme der Chefin.
Erleichtert, nicht gleich direkt mit dem Chef sprechen zu müssen, schilderte ich mein Anliegen. Wir vereinbarten ein persönliches Gespräch am Nachmittag, dann wenn eine ihrer Töchter ebenfalls anwesend sein würde. Wir besprachen kurz, welche Unterlagen sie gerne gesehen hätte und bevor wir uns verabschiedeten fragte sie noch
‚Sind sie jetzt die Frau B. vom Marktplatz?‘
Irgendwie war das komisch, gerade noch dachte ich schon, sie hätte total vergessen dass man sich unangenehm kannte… und dann fühlte ich mich irgendwie erleichtert, jetzt würde das bestimmt nix werden. Ich bestätigte mit einem ‚Ja‘ und sie fügte hinzu ‚Gut, dann bis heute Nachmittag‘

Ordentlich richtete ich meine Unterlagen zusammen. Wenn das nun nix werden sollte, so konnte ich doch wenigstens meine Bemühungen belegen. Ich setzte mich hin und berechnete wie viel ich mindestens verdienen musste. Es schwelte schon der Gedanke, es mit übertriebenen Gehaltsforderungen auch noch zu versaun…

Als meine 2te Tochter von der Schule kam, drückte ich ihr aufs Auge, unseren Jüngsten vom Kindergarten abzuholen.
Ich selbst stand über eine halbe Stunde vor dem geöffneten Kleiderschrank und fand … nichts Gescheites

Da mir diesmal nicht so ungeheuerlich wichtig war, diesen Job unbedingt zu bekommen, entschied ich mich für eine Jeans und ein einfaches buntes Shirt.

Wie es die Menschen, die mich kennen auch von mir gewohnt sind, stand ich überpünktlich vor dem Gelände der Tankstelle. Ohne dass ich vom Kassenbereich/Büro gesehen werden konnte rauchte ich schnell noch eine Zigarette.
Dann straffte ich mich und stellte mich dieser unendlich unangenehmen Situation eines Bewerbungsgesprächs.

Hatte ich mir noch vor wenigen Minuten alles fein säuberlich zurechtgelegt, so wurde nun alles genau so fein und säuberlich zerpflückt und wieder über den Haufen geworfen.
Das Gespräch lief von der ersten Minute anders als geplant… wie war das noch? … Ich wollte doch auf keinen Fall dort anfangen zu arbeiten… hmm… und ich quatschte mich doch nicht tatsächlich in diesen Job…
Eine dreiviertel Stunde später ging ich und hatte den Job. Nur zur Info, das ‚etwas‘ mehr an Verdienst hatte ich ebenfalls.

Ich habe 3 ½ Jahre in diesem Betrieb gearbeitet 5 Tage die Woche 4 Stunden am Nachmittag. Es war bei Weitem kein einfacher Job, auch kein Tankwart oder ähnliches. Das war volles Programm ein Mädchen für alles. Buchhaltung, Kundenbetreuung, Ersatzteile bestellen, Sogar mal eben schnell in einen Motor fassen, weil kein anderer da war.
Rückblickend möchte ich diese Zeit nicht missen, es war allemal eine Erfahrung wert und genau genommen, die positiven Erfahrungen überwogen.

Jetzt, nachdem ich seit bereits 2 Jahren nicht mehr dort tätig bin, seit sich mein ehemaliger Chef im stolzen Alter von über 70 endlich zur Ruhe setzen konnte, jetzt trifft man sich und von der einstigen Abneigung ist nichts mehr zu spüren.

Vielleicht fällt mir noch die eine oder andere Anekdote aus dieser Zeit ein, diese Möglichkeit möchte ich mir hiermit offen halten.

Für heute wünsch ich allen noch einen schönen Sonntagabend

Liebe Grüße
Veronika