Freitag, 3. Februar 2017

Rufus

Rufus wurde im Westen von Calabandrien geboren.


Seine Mutter starb bei seiner Geburt und so lebte er die ersten Jahre bei einer Pflegefamilie.

Als er ihnen mit 5 Jahren zu schwierig wurde, gaben diese ihn in ein Heim.
Auch hier hatte er es nicht leicht, die anderen Kinder konnten mit dem stillen Jungen nichts anfangen, der lieber technische Geräte in ihre Einzelteile zerlegte und wieder zusammenbaute, als zu spielen. 

Ein komischer Sonderling, der aber schon mal recht wütend und handgreiflich werden konnte. 
Deswegen gingen die meisten ihm aus dem Weg.

Rufus wurde fast ein ganzes Jahr früher zur Ausbildung nach Tundai geholt, als geplant. Die Heimleitung hatte sich mit den zuständigen Stellen in Verbindung gesetzt, sie hatten Bedenken, dass das Kind möglicherweise vereinsamen könnte.


Für Rufus kam es genau zum richtigen Zeitpunkt.
In Tundai traf er zum ersten Mal auf seinesgleichen.
Mit einmal waren sein sonderbares Verhalten keineswegs mehr sonderbar, sondern ganz normal für einen, wie ihn.
Er blühte regelrecht auf, konnte sich in all der Technik wieder finden und, was am allerwichtigsten war, die anderen Kinder waren wie er.

Rufus entwickelte sich prächtig, er wurde zu einem hervorragenden Techniker, der selbst in brenzligen Situationen sein Wissen ohne Probleme abrufen konnte.
Während sich einige intensive Freundschaften unter seinen Kameraden bildeten, blieb er immer noch lieber allein. Selbst Frauen interessierten ihn eine ganze Weile lang nicht.


Manchmal war es beinahe so, als würde sein Chip nicht funktionieren, jedenfalls nicht richtig. Er konnte ihn nicht so spüren, wie ihm die anderen das immer wieder erzählten.

Eigentlich waren die Techniker in Tundai alle gut ausgebildet worden, aber die Führung musste feststellen, dass die Spezialisten viel zu häufig nicht in der Lage waren, sich im Kampf erfolgreich selbst zu verteidigen.  Man vermutete, dass man diesen Selbsterhaltungstrieb mit der extremen Spezialisierung der zweiten Generation vernachlässigt hatte, so beschloss man ihnen noch eine Spezialausbildung in den Kampfkünsten zukommen zu lassen.

Eine Gruppe von Technikern wurde aus den verschiedenen Schulen zusammengewürfelt und zur Selbstverteidigungsausbildung an einen Krieger übergeben.

Das war Rufus erste Begegnung mit Rex.


Rex sollte diesen überspezialisierten Technikern beibringen sich im Feld zu verteidigen. Sie sollten ihren Auftrag ausführen, ohne gleich beim ersten Mal, dem Feind zum Opfer zu fallen.
Keine glorreiche Aufgabe für einen der ältesten Meschun.

Rex war dann auch einer der ersten, dem durch seine eigenen mentalen Fähigkeiten auffiel, dass Rufus Chip wohl nicht ganz so funktionierte wie er sollte.
Rex wusste, dass es Möglichkeiten gab, die Technik zu überlisten. Er kannte dieses Phänomen und machte sich keine Gedanken und keine Meldung über diese Abnormität.

Rufus absolvierte sein Training mit hervorragenden Leistungen.
Rex schätzte ihn, wegen seiner ehrlichen Art und so entstand eine Freundschaft, eine von wenigen, die beide pflegten, bis zu den Katastrophen. Bis sie alle getrennt wurden, ihre eigenen Wege gingen und versuchten so gut es ging zu überleben.

Rufus wanderte zu dieser Zeit zu Fuß zurück in den Westen.


Auf seiner Reise stieß er dann auf Leila, eine Menschenfrau. Sie war ein Engel. Nie in seinem bisherigen Leben war er so einem liebevollen Wesen begegnet.
Das Wundervollste war, sie nahm ihn so wie er war, sie akzeptierte seine Ecken und Kanten. Sie liebte ihn, so wie er war und das hatte Rufus all die Jahrzehnte gefehlt.

Sie wanderten gemeinsam weiter, Rufus wollte eigentlich seine Geburtsstadt erreichen, bis Leila ihm eröffnete, dass sie schwanger war.

Was für eine Freude, aber gleichzeitig auch das Zeichen, dass es an der Zeit war, sich niederzulassen.
Rufus entdeckte ein verlassenes Haus in der Nähe eines Ortes Namens Hanai. Sie blieben dort, er renovierte und sie richteten sich häuslich ein.

Leila war etwa im 7. Monat als sie kamen, als sie in das Haus eindrangen und alles auf den Kopf stellten.


Genau wie es Rex damals schon auffiel, Rufus hatte nie irgendwelche Probleme mit seinem Chip, all das, was die anderen ihm immer wieder erzählten hatte er nicht für voll genommen. 

Aber an diesem Tag wurde auch ihm bewusst, was für ein machtvolles Instrument dieser Chip war.

Dieser eine Soldat, er hielt etwas in der Hand, von der Größe einer Fernsteuerung, es lag gut in seiner Hand, hatte aber lediglich einen einzigen Knopf.
In dem Moment, als dieser Mann den Knopf drückte, ging Rufus vor Schmerzen in die Knie - Leila nicht.


Das besiegelte ihr Schicksal, er war einer der Gesuchten - sie ein Mensch, ein nutzloser Mensch und auch noch schwanger.

Während Rufus mit dem Schmerz kämpfte, packten sie Leila und der mit der Fernbedienung stach ein Messer direkt in ihren Bauch.

Rufus konnte nicht fassen, was er da sah, seine Gedanken rotierten, noch konnte er sich nicht wehren, aber dann spürte er ein knacken in seinem Kopf, danach flaute der Schmerz abrupt ab.
Es tropfte Blut aus seiner Nase und er stand auf.


Der Soldat, der soeben Leila und das ungeborene Kind getötet hatte versuchte erneut den Apparat gegen ihn zu richten. Verzweifelt drückte dieser unablässig den Knopf - ohne Wirkung. 

Rufus packte ihn und in einem Anfall blinder Rage machte er mit allen anwesenden Soldaten kurzen Prozess.

Er beerdigte Leila direkt neben dem Haus und machte sich auf, andere seiner Art zu finden. 

Er suchte gezielt nach den Kindern, immer im festen Glauben, dass er sie beschützen könnte.

Das was er auf seiner Reise erleben musste ließ ihn schon fast zweifeln, ob es überhaupt möglich war, seine Artgenossen zu befreien, bis er auf die Spur von Neisha stieß.

Er hatte das Kind schon fast wieder verloren, als er dann zufällig zwei weitere Spuren fand. 

Sloan und Martha.

Ab hier begann das Abenteuer - ein kühnes Unterfangen, eigentlich zum Scheitern verurteilt.
Aber wie so oft, kommt es erstens anders und zweitens als man denkt.

Martha wurde für ihn die wichtigste Person im Leben und es gelang ihm tatsächlich die Kinder nach Tundai zu bringen - ja Tundai, die große Schule, die eigentlich versiegelt wurde, bei der niemand einen Zugang finden würde, außer er war etwas ganz besonderes.



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