Sonntag, 5. Februar 2017

Brixx


Brixx Geschichte ist eigentlich recht unspektakulär.

Er wurde im Norden, direkt in Bundat geboren. 
Seine Mutter arbeitete in der Küche der Schule für Meschun und so wuchs er regelrecht in seine Aufgabe hinein.

Während seine späteren Mitschüler alle erst bei Schuleintritt mit ihrer eigentlichen Bestimmung konfrontiert wurden, war alles für ihn bereits ganz normal, er war sozusagen darin aufgewachsen.

Seine Prägung war die eines Suchers.

Im Gegensatz zu seinen Kameraden war Brixx von Anfang an kleiner und etwas stämmiger. 

Selbst als erwachsener Mann war er nicht besonders groß, aber nicht minder muskelbepackt wie seine Kollegen.
Es ließ ihn allerdings nur noch kompakter erscheinen. Als er sich dann seinen gepflegten Vollbart stehen ließ wirkte er wie ein Brummbär, wie ein Zwerg aus den Sagen und Legenden.

Brixx war ein guter Sucher, bei weitem nicht der beste, aber er war gut.

Er hatte das Glück, dass er zwischen seinen Einsätzen immer wieder Urlaub in Bundat machen konnte. So war er einer der wenigen, der intensiven Kontakt mit seiner Familie hatte. 

Es war bereits bei der ersten Generation Usus, die Kontakte zu den Familien zu unterbinden - die zweite Generation wurde noch etwas strenger beobachtet. Brixx kam es zugute, dass seine Mutter in der Schule arbeitete.
Die Führung des Projektes musste im Laufe der Zeit gewisse Änderungen treffen, da sich herausstellte, dass die erste Generation immer mehr emotionale Ausfälle zeigte, je mehr ihrer Familienmitglieder alterten und starben. 

Die Tatsache, dass Meschun weitaus älter wurden als Menschen machte es schwer, sowohl für die Menschen als auch die Meschun.

Brixx Mutter hatte geheiratet als er etwa drei war und bekam, wie viele andere Leihmütter, noch ein weiteres Kind.
Für ihn war es dann einer der schlimmsten Tage, als er seine kleine Schwester zu Grabe tragen musste. 

Sie wurde nur 65 Jahre alt und hatte selbst nie Kinder. So endete offiziell Familienlinie.
Irgend eine weitere Verwandtschaft seiner Mutter lernte er nie kennen.

Brixx war bei weitem nicht alleine in so einer Situation und so war es nicht verwunderlich, dass die meisten Meschun eine Partnerschaft nur untereinander für sinnvoll hielt und Beziehungen zu Menschen mied, diese hatten einfach keine Zukunft.

Brixx war eine ganze Weile erfolgreich mit seinem Team an der Grenze zu Lendor eingesetzt.
Als die Naturkatastrophen einsetzten, versuchte er zusammen mit ein paar Kollegen zurück nach Bundat zu gelangen.

Sie kamen gar nicht so weit. Bundat war durch eine tektonische Plattenverschiebung komplett im Meer versunken.
Es gelang ihnen gerade noch rechtzeitig die Gebirgskette zu erreichen, bevor die Springflut tief ins Landesinnere vordrang und die Nordseite überspülte.
Als das Wasser zurückging kam das Eis, während die Vulkane auf der Südseite tobten. 

Dies war keine leichte Zeit - nicht für die Meschun und nicht für die Menschen.
Diese Zeit war eine Zeit des Friedens für die Menschen und die Meschun.
Man arbeitete zusammen und nicht gegeneinander, man unterstützte sich und versuchte einen Nutzen aus der Gemeinschaft zu ziehen.
Kasim war lange nicht wieder so weit, die Reste der Technologie zu nutzen und so lebten sie friedlich miteinander. 

Es gab eigentlich nur wenige Meschun, die die Kontakte zu den Menschen mieden. Die meisten fügten sich perfekt in die menschliche Lebensart ein, sie bildeten gemeinsam eine ganz normale Zivilisation. Der Chip schwieg, seitdem die Technik verstummt war, er beeinflusste nicht ihr Denken, er behinderte sie nicht in ihrem Tun.
Brixx gehörte nicht zu denen, die sich von den Menschen fern hielten. 
Er war einfach zu gut, vertraute den Menschen zu sehr, und so gehörte er zu den Ersten, die Kasims neues technische Spielzeug zu spüren bekam, mittels dessen er sich ihm bemächtigte, ihn unterdrückte und mit dem er ihn zwang zu tun was er wollte.
Die Macht und die Grausamkeit mit der er vorging wurde letztlich nur von seinem Sohn, Konrad übertroffen.

Brixx konnte schon lange keine Nacht mehr durchschlafen - er hatte sie  alle verraten, er hatte ihre Anwesenheit gespürt und die Soldaten zu den Orten geschickt, an denen sich seine Artgenossen versteckten.
Er hatte keine Wahl, der Schmerz in seinem Kopf zwang ihn dazu. Das Befehlschaos das da verursacht wurde, konnte niemand widerstehen, jedenfalls kein Meschun.

Er litt unter dieser Situation. Er konnte immer nur zusehen, nein er musste immer zusehen, was sie taten, wenn sie wieder ein paar Meschun aufgestöbert hatten.
Sie töteten immer die Kinder und auch die Menschen die bei ihnen waren.
Ein einziger Klick mit diesem Apparat reichte und sie identifizierten die Meschun sofort.

Erst viel später, reichte ihnen dann die Aussage der Sucher, aber zu dieser Zeit war es ja schon Konrad der das Sagen hatte.

An dem Tag, als Neisha ihn befreite, wünschte er sich eigentlich schon nichts sehnlicher als den Tod. Wie viele hatte er sterben sehen, durch seinen Verrat. Mit diesem Wunsch war er bei weitem nicht alleine. Von diesen Befehlen befreit zu werden glich einer Wiedergeburt, endlich war es wieder möglich völlig allein Herr seiner Gedanken, Gefühle und vor allem Aktionen zu sein.

Als Neisha ihn an seinem Bart packte und in seinen Erinnerungen las wie in einem Buch, waren es seine ersten freien Gedanken seit seiner Kindheit.

Ab dann gab es für ihn keine andere Option mehr - entweder gelang es ihnen diese Herrschaft zu beenden, oder sie würden alle sterben - so oder so hätte dieser Wahnsinn endlich ein Ende. Er würde alles dafür geben um das zu erreichen.

Brixx wurde zu Sloans Lehrer, er konnte ihm wichtige Lektionen eines Suchers beibringen. Er war wild entschlossen und wurde Teil der wilden Truppe die sich daran machten, den Norden Calabandriens vom Einfluss des Herrschers zu befreien.


Nachdem der Norden von Konrads Einfluss abgeschnitten wurde, kam er Richards Tochter näher. Auch wenn sie ein Mensch war, und es ziemlich klar war, dass er sie wohl überleben würde, so fand er seine große Liebe in ihr.
Die beiden übernahmen nach Richards Tod die Wache über den Nordteil. Brixx drufte sich über zwei gesunde Kinder freuen, die ihm dann auch tatkräftig über das Ableben seiner geliebten Frau hinweghalfen. Er erlebte, wie seine Kinder erwachsen wurden und selbst Familien gründeten. Er durfte seine Enkel groß werden sehen und kam in den Genuss vieler Urenkel.
Er starb friedlich in seinem Bett, als seine Zeit gekommen war.


Liebe Grüße
Eure Veronika

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