Mittwoch, 1. Februar 2017

Martha

Martha wurde während des Krieges in dem kleinen Küstenort Phila, östlich von Calvasch geboren.

Sie war das einzige Kind von Melissa und Martin, einer Menschenfrau und einem Meschun der zweiten Generation.

Martin war Arzt und verschwand spurlos, als die Naturkatastrophen einsetzten und den Krieg beendeten.

Rückblickend gehörte er wohl zu den ersten Meschun, die in die Gewalt von Lendors Herrscher gerieten.

Die Fluten zwangen Melissa und die 5 jährige Martha, Phila zu verlassen.
Ein paar Jahre schlugen sie sich mehr recht als schlecht durch. Sie machten sich auf die Wanderschaft, immer in Richtung Berge.

Als das Misstrauen gegenüber dem Andersartigen zunahm, hatte Melissa immer mehr Angst, man könnte Martha entdecken und ihnen beiden etwas antun.
Letztlich hatte sie solche Angst davor, dass sie dem damals 9 jährigen Kind den rechten Zeigefinger abschlug, um das Zeichen zu beseitigen. Als Halbmeschun hatte sie das Zeichen nur an einem Finger.
Die Wunde entzündete sich und Martha ging es schlecht.
In der Nähe Nabilias stießen sie dann auf den Mann mit dem Eselskarren.

Da Melissa zu diesem Zeitpunkt nichts mehr besaß, konnte sie den Mann auch nicht für seine Medizin und seine Hilfe bezahlen.
Ursprünglich hatte er von ihr verlangt, dass sie und das Kind mit ihm gehen sollten. Sie sollte für ihn kochen, ihm beim Sammeln der Kräuter und beim Verarbeiten und Verkaufen helfen. Zudem sollte sie den Karren und die jeweiligen Lagerplätze sauber halten.

Martha sah dann eines Tages, wie ihre Mutter mit dem Mann diskutierte. Die beiden sahen immer wieder zu ihr herüber. Sie dachte die beiden würden über ihre Hand sprechen, sie ahnte nicht, dass ihre Mutter sie fortschicken würde - für immer.
Am nächsten Morgen war Melissa fort und der Mann erklärte Martha ihre zukünftigen Aufgaben.


Der Anfang war nicht leicht, Martha war ein Kind, der Vater verschollen, von der Mutter verstoßen.
Der Mann behandelte sie gut, gab ihr zu essen, sorgte für Kleidung, förderte ihre Fähigkeiten, achtete darauf, dass sie sein Handwerk lernte und fasste sie bei alledem nicht einmal an.
Es fiel ihr leicht, seine Forderungen zu erfüllen, sie kochte, wusch die Wäsche, half beim Kräutersammeln und säuberte die Lagerplätze. Außerdem half sie ihm tatkräftig bei der Behandlung seiner Patienten.
Es dauerte nicht lange und beide wussten, dass sie richtig gut darin war.


Über mehrere Jahrzehnte wanderten sie auf der Südseite von Dorf zu Dorf - halfen überall dort, wo ihre Kenntnisse und Fähigkeiten gefragt waren, wurden aber nie sesshaft.
Martha fiel nicht auf und nur der Mann wusste, dass sie kein Mensch war, er hätte sie auch nie verraten, denn er liebte sie wie sein eigenes Kind. Er hatte auch deshalb keinerlei Einwände, als sie Sloan in diesem Gebüsch fand.

Was hatte sie für Bedenken - dieser Säugling hatte das Zeichen, genau das gleiche, dass ihrer Mutter so viel Angst gemacht hatte.
Der Mann nahm ihr die Furcht, indem er ihr zu verstehen gab, dass er weiterhin für Kleidung und Unterkunft sorgen würde. Das Kind zu behalten sei aber ihre Entscheidung.

Martha nannte den Kleinen Sloan, sie kümmerte sich um ihn, als sei es ihr eigener Sohn und sie schützte ihn gegen alle Anfeindungen während ihrer Reise durch das Land. Geschickt verbargen sie sein Zeichen - niemand wurde jemals misstrauisch, die drei wirkten so friedlich.

Der Mann wurde alt und krank.
Sloan wurde groß und stark.
Martha hatte schon lange die Aufgabe des alten Mannes übernommen. Sie sorgte nun für alle.

Niemand wusste, wie alt sie war und sie selbst hatte das Gefühl dafür verloren, wie lange sie bereits zwischen den Dörfern umherzog.
Sloan war etwa 12, als sie dann auf der Nordseite den alten Mann im Wald verscharrten.

Sie wanderten weiter, auf der Suche nach einem Ort in dem Sloan etwas Beständigkeit hatte und die beiden fanden letztlich Minosa.


In Minosa wurden sie von Luisa und Carl recht herzlich aufgenommen. Die beiden stellten keine Fragen, wunderten sich nicht um das hellhäutige Kind, bei der dunkelhäutigen Frau, sondern taten so als sei dies ganz normal.

Martha baute sich in Minosa ein Leben auf.
Auch wenn sie nicht von allen im Ort geliebt wurde, so fand sie doch ehrliche Freunde. Schließlich baute die Gemeinschaft ihr ein Haus - etwas abseits am Hang.

Martha blieb so, wie sie es von dem alten Mann gelernt hatte, sie opferte sich lieber selber, bevor sie irgend jemand anderen verraten hätte.

Sie sorgte für Sloan, sie kümmerte sich um die Dorfbewohner und ihr einziger Halt war Luisa.

Als dann Sloan das Mädchen ins Haus brachte, stellte dies Marthas Konstrukt einer heilen Welt völlig auf den Kopf...

Weiteres solltet ihr im Buch lesen. 






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