Sonntag, 10. Juni 2018

Eine Zugfahrt, Pilates und die Erkenntnis der eigenen Schwäche

So, nun war es soweit.
Ich fuhr Mittwoch Vormittag mit dem Zug nach München, bzw. Nach Oberhaching in die Sportschule zu einem Pilates-Advanced-Kurs. Irgendwie hatte ich da schon ein bisschen ein flaues Gefühl im Bauch, hatte ich doch die letzten Wochen nicht gerade sonderlich viel Zeit um die Basisübungen und die Aufbauübungen zu verinnerlichen.
Tja, aber was tut man nicht alles für seine äußerst liebenswerten Teilnehmer des TSV-1900 Markt Bergel. 😬

Wenn einer eine Reise tut, so kann er viel berichten und so ging es mir dann auch.



Ich packte also meine Sachen und begab mich pünktlich zum oberen Bahnhof.
Bis 9:27 Uhr blieben noch ein paar Minuten und so nutzte ich die Gelegenheit für ein paar Fotos.



Ein älteres Ehepaar gesellte sich zu mir. Sie mit luftig sommerlicher Hose und passender Bluse, er im Anzug. Allerdings hielt er sein Jackett über dem Arm.
Während er versuchte das Bayernticket (die Sonne spiegelte sich im Display) herauszulassen, eilte sie den Bahnsteig entlang, nach vorn und wieder zurück.
Sie müsse sich ein wenig bewegen, bevor sie so lange im Zug sitze, erklärte sie mir.
Ich lächelte wohlwissend, was sie meinte.
Als er mich dann mit der Kamera sah, meinte er freundlich, dass ich doch das alte Bahnhofsgebäude photographieren sollte. Es wäre doch so hübsch.
Nun, er konnte ja nicht wissen, dass sich Bilder davon in meinen Dateien häufen - dennoch knipste ich hier und dort.





Das alte Burgbernheimer Bahnhofsgebäude hat so seine reizvollen Winkel und Ecken, ist nur schade, dass er nicht wieder aufpoliert wird - wenigstens ist er bewohnt, was dem völligen Verfall entgegenwirkt.




Wenig später saß ich dann in der Regionalbahn nach Treuchtlingen. Es war nicht sonderlich voll, die Temperatur war angenehm. Die Klimaanlage funktionierte.
Die Zeit nutze ich, hörte Musik und las ein paar Kapitel in James Rileys 'Story Thieves'. Als Jugendbuch fällt es mir nicht sonderlich schwer, dieses Buch auch im Englischen Original zu lesen - eine Rezension hierzu werde ich euch sicherlich zur Verfügung stellen, sobald ich damit durch bin.
Nur soviel - Mr. Riley schreibt sehr plastisch, man kann sich die Protagonisten leibhaftig vorstellen 🙃


Als der Schaffner kam, hielt er einen kurzen Smalltalk mit der jungen Dame vor mir, die sich mit einem 'Fitzek' beschäftigte. Er fragte sie ob es sich wohl lohnen würde und sie antwortete, dass es wohl darauf ankäme ob einem die Thematik gefiele. 😃
Jedenfalls betrachtete er dann neugierig mein Buch, welches ich auf den Nachbarsitz gelegt hatte um die Fahrkarte aus dem Geldbeutel zu holen.
Der Blick sprach Bände, denn das Cover spricht natürlich auch die seinigen. Eigentlich hätte ich erwartet, dass er fragt, er wollte das bestimmt auch, dachte aber sicherlich, dass ein Buch mit einem Englisches Cover nicht wirklich die richtige Lektüre für ihn sei. Ich bin ehrlich, ich interpretierte das in seinen Gesichtsausdruck, ob das tatsächlich so war, weiß ich nicht 😆




Der Zwischenstopp in Ansbach brachte weitere Passagiere, langsam füllte sich der Waggon. 

Ich las und hörte Musik bis ich dann in Treuchtlingen umsteigen musste. Unser Zug hatte bereits eine geringfügige Verspätung, der Anschlusszug nach München wartete aber geduldig.


Das Umsteigen gestaltete sich nicht sonderlich schwer, ich musste nur von Gleis 7 auf Gleis 6 wechseln, dennoch ist das immer alles andere als gemütlich.
Leider war dieser Zug doch etwas voll und eine Alkoholdunstwolke waberte durch das Abteil.
Wenig später löste sich das aber in Wohlgefallen auf, da die betreffende Person den Zug schon beim nächsten Halt verließ. 

So fuhr ich immer weiter gen Süden.



Als wir in den Augsburger Hauptbahnhof einfuhren, teilte der Schaffner über den Lautsprecher mit, dass der Anschlusszug, ein ICE nach München bereits eine Verspätung von 55 Minuten hatte.
Die Dame mir gegenüber lächelte und meinte, dann könnens alle mitteinand hocken bleim, der Zug hier kommt zur gleichn Zeit in Minga an.
Tja, zu dem Zeitpunkt wussten wir nicht, dass wir noch auf den zweiten Teil des Zuges warten mussten und natürlich von dem ICE auch noch überholt werden mussten.
Mit etwa 15 Minuten Verspätung schlug ich dann in München auf und eilte hinunter zur S-Bahn.
Wenn man die Wege in diesem vor Blechdosencharme strotzenden Bahnhof kennt, so tut man sich nicht schwer, die Strecke in 10 Minuten hinabzuhasten - 3 Mintuten und die S3 Richtung Holzkirchen trudelte ein.
Aus dem Augenwinkel sah ich ein junges Mädel mit Sporttasche die Treppe hinabeilen - auch sie hatte es geschafft und wie sich später herausstellte, war das die Angelika, aus meinem Kurs.



Genau so wie geplant kam ich dann in der Sportschule an.



Ab diesem Moment wurde mir schon etwas mulmig. Advanced war schon eine besondere Herausforderung, die Schule an sich war eine Herausforderung, denn nicht alles ist dort Friede, Freude, Eierkuchen 😉
So fühle ich mich z.B. ein bisschen zu alt um mit einer wildfremden Person in einem Zimmer zu schlafen. Ich schnarche, und das weiß ich und ich bin ungern verantwortlich dafür, dass jemand anderer nicht schlafen kann. 😖
Dann glänzt die Kantine leider nicht mit Qualität - sicher, ich bin schon ein extrem schwerer Kandidat in Sachen Essen, aber so viele Zusatzstoffe sind doch gar nicht notwendig.
Vor allem finde ich den Hinweis an der Kantinentür sehr grenzwertig, denn es ist untersagt, eigene Speisen und Getränke mit hinein zu nehmen.
(Zusatz, es wurde mit mitgeteilt, dass sich das Kantinencatering in wenigen Wochen ändert - frischer Wind wird erwartet)
Nun galt es erst mal das mit dem Doppelzimmer zu klären - ich wusste es bis zum Beginn der Stunde nicht, ob ich nicht doch eine Zimmerkollegin bekommen würde.

Wir begannen unsere Stunde im Freien - das Wetter war toll und im Gegensatz zum Tanzraum wehte ein laues Lüftlein.
Die Runde kannte sich vom vorausgegangenen Aufbaukurs und ich kam mir als kleine dicke Neue ein bissle komisch vor.
Sicher würde ich euch gerne mehr Fotos zeigen, leider ist das aufgrund der neuen Datenschutzverordnung nicht mehr möglich. Ich darf ohne schriftliches Einverständnis der anderen Teilnehmer keine Bilder von ihnen veröffentlichen. Bildmaterial und Videomaterial hätten wir zu genüge 😅


Hier hab ich noch ein Bild vom letzten Jahr gefunden.
Direkt neben dem Springbrunnen, unter den Bäumen, unter denen ich stand, als ich die Aufnahme machte, haben wir also unsere ersten äußerst anstrengenden Pilatesübungen gemacht. Niemand von uns wusste, dass es sich dabei noch um die sogenannten 'leichten' Variationen des Advanced handelte. 




Etwa in der Hälfte unserer 5 Unterrichtseinheiten, fing es dann gewaltig an zu donnern und wir mussten uns leider wieder in das Innere begeben. (ebenfalls ein Bild vom Vorjahr, die linke Seite, dort wo die Bank steht ist jetzt zugemauert und beherbergt einen Vorraum zu den Squash Courts)




9 von den 18 Übungen hatten wir also durchgearbeitet und dabei habe nicht nur ich Blut und Wasser geschwitzt.
Abendessen - für mich ein sehr mageres, denn ich hatte lediglich einen Blattsalat mit Tomaten und einer Scheibe Kardamonbrot, welches ich diesmal völlig ungeniert öffentlich in die Kantine mitbrachte. So konnte ich mich tatsächlich diesmal über Wasser halten.
Zum Ende der Stunde war dann klar, Jana, die eigentlich mit mir das Zimmer teilen sollte, kam aus München und fuhr an dem Abend nach Hause - juhuu - ich konnte also allein vor mich hinschnarchen 😛




Donnerstag Vormittag ackerten wir dann die anderen 9 Übungen durch und wir alle gerieten an unsere Grenzen.
Mir wurden abermals enorme Defizite bewusst.
So habe ich eigentlich kaum Bauchspannung und bin nicht in der Lage, das Powerhouse über mehrere Übungen hinweg gleichmäßig zu halten. Auch ist mein gesamter Schulterbereich verhärtet, so dass ich den Headknots nicht richtig halten kann und mir gewisse Übungen sehr in den Nacken und Halsbereich fahren. Die Lendenwirbelsäule ist verkürzt, weswegen ich durchaus mal tricksen muss, um die Übung auch schön zu gestalten. Einzig die Beine sind in perfekter Spannung und auch im Knie gerade und point an die Decke in der richtigen Spannung. 


Ja, ich müsste selbst einiges mehr tun, selbst mehr üben, damit ich die Übungen auch mal vorturnen könnte.
Mir steht da nur leider immer wieder was im Weg - so ist es dieses Wochenende der Verdacht auf einen Bandscheibenvorfall bei meinem Mann und die Tatsache, dass sich Haushalt, Garten, Wäsche, Essen nicht ganz von alleine macht, es immer durchaus angenehmer ist, wenn man das untereinander aufteilen kann und bei einem Ausfall dieser großartigen Hilfe natürlich alles an einem selbst hängen bleibt - warte, die Jungs haben tapfer mitgeholfen, das muss ich erwähnen, das darf ich nicht verschweigen. 


Nun gut, Renate, die Kursleiterin - hier muss ich der Sportschule ein ganz großes Lob aussprechen, die Dozenten, Kursleiter und Sportlehrer sind genau wie die Ausstattung ganz besonders gut - Renate jedenfalls gönnte uns am Donnerstag Nachmittag eine Pause, denn wir bekamen die Aufgabe gemeinsam ein Aufwärmprogramm auszuarbeiten und dann wurden wir in 2 Gruppen eingeteilt, die mit jeweils 9 Übungen eine Stunde zusammenstellen mussten - für die Übergänge sollten wir Übungen aus dem Basic verwenden.
Wir steckten also die Köpfe zusammen, berieten, probierten aus und waren irgendwann richtig gut gewappnet für den nächsten Tag.
Nach dem Abendessen, bei dem ich erstaunlicherweise einen Hühnchenschlegel ohne Soße und Gedöns ergattern konnte, machte ich mich nach einer ausgiebigen Dusche auf, eine kleine Runde durch das Gelände zu gehen.
Mir schmerzten bereits Muskeln, von denen ich gar nicht wusste, dass diese existieren 😏




Ein paar Impressionen vom Sportschulgelände und wie man leider sehen kann ist vor dem Schauer auch nach dem Schauer.









Nun, der Freitag begann natürlich wieder mit dem vollen Anspruch an uns Teilnehmer.
Wir durchliefen also das am Vortag vereinbarte Aufwärmprogramm. Jeder von uns leitete eine Sequenz an und ich durfte sogar beginnen 😎
Renate hat uns hinterher alle total gelobt, das war wohl eine richtig gute Prepilates-Anleitung und eine weitere Möglichkeit die Gruppe aufzuwärmen.
Ich hab das alles auf Video, kann mir natürlich immer wieder mal Inspirationen holen, wenn ich will. 😊


Danach mussten wir die Ausarbeitung der ersten 9 Übungen, der anderen Gruppe ausführen - anstrengend, denn es waren viele Roll up and down enthalten und viele Übungen bei der die Bauchspannung unbedingt notwendig war.
Auch diese Sequenz ist komplett aufgenommen worden.
Das werde ich mir sicherlich öfter mal herausholen um meine Stunden vorzubereiten. Allerdings muss ich bei meinem gemischten Klientel darauf achten, dass ich immer eine leichtere Version zur Hand habe, die ich dann für weniger geübte Teilnehmer abwandeln kann.
Es wird interessant.
Jedenfalls gestaltete sich der zweite Teil dann so, dass wir die Übungen der anderen Gruppe ansagten - was mir sehr gelegen kam, denn ich konnte mich langsam wieder aklimatisieren. Natürlich ist es dann nochmals aufregend, wenn man so vor der Kamera aus dem Handgelenk Übungen ansagen muss, die man gerade erst seit 2 Tagen kennt. Lief wirklich gut, bei uns allen und es gab kräftiges Lob.

Ich hab mich dann tatsächlich vor der letzten Runde auch noch drücken können, 😎 indem ich mich natürlich sofort bereit erklärte die ganze Sache zu filmen 😎🤭- Renate leitete die Gruppe an und sie durchliefen eine schöne Choreographie der Advanced-Übungen.
Nach einer kurzen Abschlussbesprechung verabschiedeten wir uns voneinander. Ich werde im Juli zum Zertifikat nicht dabei sein, zum einen wird mir das Ganze dann doch etwas viel und zum zweiten ist gar kein Platz mehr frei - ich bin nicht böse, für die Prüfung brauche ich einfach noch ein wenig mehr Selbstdisziplin und Vorbereitung.   😏

Mal sehen wie das nächstes Jahr aussieht - man sollte sich ja auch immer noch etwas seiner Ziele aufheben, wobei es da mit verschiedenen Kursen schon noch erheblich mehr Weiterbildungsmöglichkeiten gibt.
Bye Bye Sportschule - ich denke wir sehen uns wieder


  

Angelika begleitete mich diesmal auf dem Weg zum Hauptbahnhof. 


Wir hatten die Gelegenheit uns während der Fahrt noch angeregt über unsere sportlichen Projekte zu unterhalten, suchten dann am Hauptbahnhof noch die passenden Verbindungen in unsere Heimat, verabschiedeten uns und strebten jeder allein zu seinem Gleis.


Im Zug nach Treuchtlingen ergatterte ich dann einen Fensterplatz in einer 4er-Sitzgruppe und eigentlich freute ich mich schon auf ein paar Stunden lesen, aus dem Fenster gucken und vielleicht ein paar Fotos machen.
Der Münchner Bahnhof hat tatsächlich den Charme eines U-Boot-Bunkers 😝 und ich komm bis heute noch nicht ganz klar damit 😉
Komischerweise war es in dem Waggon am Bahnhof schon so warm, und dann füllte sich der Zug - immer mehr, immer mehr und noch mehr Leute stiegen ein und ich fing langsam an zu schwitzen - puhh - ich kam, ohne die Gelegenheit zu einer Dusche, aus 4 Stunden Advanced-Training und saß nun in einem Zug mit vielen Menschen, die einem gefählich nahe kamen.
Ich hoffte auf Abkühlung, sollte sich der Zug endlich in Bewegung setzen. 

Dem war aber nicht so, im Gegenteil, nachdem die Sonne nun freien Zugang durch die Fenster und auf das Dach hatte, heizte sich die Innentemperatur zusehendst an - die Spanischen Mitreisenden, neben mir und mir gegenüber fächerten sich schon gegenseitig Luft zu. Der junge Mann versuchte zwischendrin mal das Fenster zu öffnen, was nicht möglich ist, denn die Fenster sind zu und sie bleiben zu, die Zugbegleiterin zuckte sich nicht mal, sie zu öffnen - und das bei kaputter Klimaanlage. Ich erwägte schon, das Abteil zu wechseln, in der Hoffnung es würde nicht den ganzen Zug betreffen - aber beim nächsten Halt beobachtete ich die aussteigenden Passagiere - rote Köpfe, verschwitzter Haaransatz und gestresste Gesichter - nein, auch weiter vorn war keine Klimaanlage in Betrieb.
Ich überlegte, wie hatten wir denn das früher ausgehalten?
Ja, klar, wir konnten die Fenster öffnen, Fahrtwind hereinlassen und somit war so eine Reise durchaus erträglich, aber so? Warum macht die Bahn da nicht eine Außnahme? Vor allem weil die kleinen Oberlichtfensterle doch eh nur zu kippen sind? Mann, mann - Literweise Körperflüssigkeiten und nicht nur von mir - Lesen war also nicht, also nahm ich die Kamera in die Hand und konnte ein paar schöne Bilder machen.
Leider war ich zu langsam für den grünen Reisebus, der da als Hühnerstall mitten in einer Wiese stand, und zu langsam für die Pferdekoppeln oder die Rinderweiden - und all den Schnickschnack, den man sonst von der Straßenseite gar nicht zu Gesicht bekommt. Schade, schade - aber irgendwie war es einfach viel zu heiß.
Ein paar Impressionen vom Altmühltal - von Eichstätt über Dollnstein nach Solnhofen und Pappenheim.








Mir sind so einige Gedanken durch den Kopf gegangen, als ich durch das Altmühltal mit seinen markanten Kalksteinmonumenten fuhr (die zwölf Apostel, wenn mich nicht alles täuscht). Ich war als Kind oft hier, mit meinen Eltern wandern, in einem Steinbruch und in Solnhofen den Archeopterix betrachten. Wir sind oft ein Stück mit dem Zug gefahren und ich musste mit bedauern feststellen, dass die Bahnhöfe, vor allem der von Pappenheim und der von Solnhofen sich überhaupt nicht verändert haben - sie sind beide noch genau so schlecht beieinander wie früher - als hätte man hier die Zeit angehalten - schade, wenn gerade für solche Orte im Altmühltal das Geld fehlt um einen anständigen Bahnsteig zu machen 😢
Ein absoluter Wiedererkennungswert - heute wie vor 40 Jahren - sehr bedauerlich. 😐


Nun, in Treuchtlingen endlich angekommen, konnten wir fluchtartig die Sauna verlassen und ratet mal - draußen war es schon kühler als drinnen und als ich dann in den anderen Zug wechselte, dachte ich ich setz mich in ein Eisfach - absolutes Gegenteil.
Ich brauchte ein Weilchen um die Betriebstemperatur wieder runter zu fahren, aber Lesen war nun nicht mehr möglich - dafür beobachtete ich die Menschen um mich herum.
Hier waren viele Menschen unterwegs, die direkt von der Arbeit kamen. Völlig unterschiedlich, aber alle mit dem gleichen Ziel - daheim. Außer ein Ehepaar, welches sich gerade auf den Weg nach Steinach befand - sie wollten wandern. Ja man bekommt so einiges mit, wenn man einfach still dortsitzt und aus dem Fenster schaut.
Ich hab das früher oft und auch gerne getan, ich hab die Menschen beobachtet und analysiert. Die meisten, die mit mir diesen Waggon teilten, waren mit sich selbst beschäftigt - der junge Mann in Arbeitskleidung öffnete sich eine Dose Bier - Feierabend. Der Geschäftsmann, ihm gegenüber konnte nicht von seinem Handy lassen - was beantwortete er? Die letzte E-mail, dann klingelte es und er führte ein Gespräch - ernstes Gesicht - armer Kerl, gibts keinen Ausknopf für das Ding?
Eine Muslima wechselte zusammen mit ihrer Tochter vom Fahrradabteil auf einen freien Sitz. Sie lächelte mich an - ich lächelte zurück. Ich war überrascht, festzustellen, dass ihr Mann im Fahrradabteil beim Kinderwagen blieb. Beim Ausstieg sah ich die kleine Familie davoneilen.
Ja, Eile - irgendwie war an diesem Freitag jeder in Eile.



In Ansbach standen wir dann ein bissle länger und ich konnte den einen oder anderen Blick auf die vorbeieilenden Menschen werfen. So strebten viele abgehetzt mit ernsten Gesichtern in die Unterführung - nach Hause oder zum nächsten Zug.
Ein älterer Herr, in Hawaii-Shorts, mit beigem Hemd, schwarzen, fast kniehohen Socken und Sandalen eilte über den Bahnsteig - die relativ langen grauen Haare verstrubbelt. Freudig begrüßte er eine ältere Dame, die sich kurz zuvor mit ihrem Koffer abmühte - er half und beide verließen zielstrebig den Bahnhof - lächelnd 💕

Ein Geschäftsmann verließ den Zug, richtete den Anzug, knöpfte sein Jackett zu, straffte sich und wollte eigentlich zur Treppe - das Telefon klingelte - geschäftlich, oder die Frau? Nun, das Gesicht war nicht zu deuten - zu abgehetzt, zu gestresst, keinen Blick für die kleinen schönen Dinge, die so ein Tag doch mit sich bringen mag.
Kurz bevor sich der Zug in Bewegung setzte, hastete eine kleine Asiatin die Treppe hinauf - sie eilte zur Tür, hielt inne, öffnete die Tasche und kramte ihren Plan heraus - noch zwei Minuten - sie versuchte sich zu orientieren, konnte die richtigen Zeilen wohl nicht finden - noch eine Minute - sie blättete durch mehrere Papiere, kontrollierte die Anzeige, blickte abermals auf die Anzeige direkt am Zug - Karlstadt - war es das was sie irritierte? - es pfiff, der Zug setzte sich in Bewegung und sie - ja sie hatte endlich gefunden was sie suchte - ich blickte ihr noch nach - sie stampfte mit dem Fuß auf, ärgerte sich, es war doch der richtige Zug - nun musste sie mindestens eine halbe Stunde warten - ob sie wohl ihre Reisegruppe verpasst hatte? Und wieder kein Lächeln 😞


In Oberdachstetten stieg dann eilig ein Ehepaar ein, sie setzten sich direkt in die Zweierreihe hinter mir.
Es wäre schwer gewesen den beiden nicht zuzuhören, wobei ich eben schon die ganze Zeit meine Sensoren empfangsbereit hatte.
Die Mama, sie hatten sie besucht und wussten nicht, ob sie sie überhaupt nochmal sehen würden. Es ging ihr wohl nicht so gut.
Hast du dich vom Georg noch verabschiedet? fragte sie und er hatte ihr geantwortet, dass er so gemacht hätte - (nun ich habe hinten keine Augen 😁) Na, wenigstens ein Zeichen, entgegnete sie. Er meinte dann, dass er wohl jetzt ein Sektlein trinken würde, es langt ihm für heut und Autofahren muss er auch nimmer. Sie fügt hinzu, gut, dass das die Mama das nimmer mitbekommt. Er stimmt ihr zu, ja, gut.
Sie raschelt mit einer Tüte - magst ein Stück Breze - er - ja gern. 


Ich stand auf, als der Schaffner den nächsten Halt ankündigte. Mir fiel ein Stein vom Herzen - daheim.
Auf dem Bahnsteig sammelte ich mich einen Moment und blickte dem ausfahrenden Zug noch ein wenig hinterher - Menschen, ja, auf so einer Reise begegnet man vielen unterschiedlichen Menschen, mir ist aber schon lange nicht mehr so bewusst geworden, wie ernst und verbittert wir alle durch die Gegend hetzen - kaum ein nettes Wort, kaum ein lächeln - immer nur Hetze und Stress. Ja, auch ich habe mich abgehetzt und war gestresst - gestresst von dem engen Zeitfenster der Zugfahrten, gestresst von der Hitze im Abteil - abermals gestresst vom eiligen Umstieg in Treuchtlingen, erst da fiel das langsam alles von mir ab.
Wir sollten uns öfter mal die Zeit nehmen uns umzusehen - zurückzulächeln, ganz besonders, wenn einem jemand freundlich begegnet. Aber warum nicht den Anfang wagen und einfach mal so lächeln? 😊

Ich straffte mich, packte mein Köfferlein und machte mich auf den Weg zur anderen Seite, wo mein Auto stand.
In der Unterführung blieb ich nochmals stehen - wie wunderschön war diese doch gestaltet worden. 



Daheim hat einen Namen 💖
Noch ein kleines Stück weiter und da wartete er dann auch schon auf mich.


Jetzt noch den Koffer einpacken und den Hügel hinabfahren und schon habe ich die Woche geschafft.
Ich öffnete die Fenster und als ich durch die Unterführung fuhr, stand da nicht ein Mann mit seinem Handy und photographierte die wunderschöne Malerei - ich musste lachen - er fühlte sich ertappt und lächelte zurück 😄

Was mich sonst noch so alles an diesem Wochenende erwartete erzähle ich euch vielleicht im Laufe der Woche. Vielleicht setzt ich mich auch hin und schreibe die drei Rezepte auf, die ich mir dieses Wochenende einfallen ließ.
Mozzarellanudeln mit Bolognese, Gulasch mit Blukoreis und Zuccinipuffern und zum Abschluss Lasagne. Mal sehen was mein Zeitplan so alles zulässt, denn :


- Der erste Coverentwurf für Rex Sanders liegt mir bereits vor. Hier gibt es noch Redebedarf.
- Die Korrektur läuft im Hintergrund weiter und weiter und weiter - so tröpfchenweise, aber stetig 😊


Ich möcht euch deswegen auch nicht zuviel versprechen.
So jetzt noch einen wunderschönen Sonntagabend. Startet gut in die neue Woche 😊


Liebe Grüße 

Veronika

Sämtliche in diesem Post veröffentlichte Photos unterliegen meinem © Copyright.

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