Sonntag, 15. Juli 2018

Rezension / Werbung 'Das Schiff das nie hätte gebaut werden dürfen' Anthologie

Nun, mein angekündigter Kuchen muss nun leider noch ein wenig warten. Mir kam da eine höchst interessante Sammlung von Science Fiction Kurzgeschichten in die Finger.
Naja, ganz ehrlich, ich musste irgendwie ja, schließlich hatte ich das Buch abermals in einer Leserunde gewonnen. (In diesem Fall habe ich es keinesfalls bereut 😉)
Ja, und ihr habt richtig gehört, ich fühle mich dazu verpflichtet, die gewonnen Bücher auch zu lesen und zu rezensieren. Ich finde es nämlich ein wenig 'schäbig' sich bei solchen Runden anzumelden, sich ein Buch kostenlos zusenden zu lassen und dann kann man das nagelneue Exemplar bei E-bay oder Medimops finden - immerhin noch für wenige Euro unter dem Neupreis - ach und mit persönlicher Widmung des Autors. Die Überlegung dahinter ist schon ganz clever - wenn man bei recht vielen Runden gewinnt, lässt sich somit relativ konstant Geld generieren. Mich ärgert es, ehrliche Lesermeinungen wären mir definitiv lieber und wenn es eine Mittelung wäre, dass man sich doch vertan hätte und einem das Thema nicht liegt oder man hat akutell so viel Projekte, dass man in absehbarer Zeit nicht dazu kommt. Hm, beides wäre für mich verständlich und nachvollziehbar, wobei eine Leserunde nie 'geschlossen' wird und jeder im Nachhinein seinen Senf dazu abgeben kann und rezensieren kann man ja immer und wenn man das Buch gelesen hat - egal mit welchem Resultat - spricht ja nichts dagegen dies auch zu tun. Seit dem ich mich entschieden habe, meinen Blog nicht nur für meine eigenen Geschichten und Rezepte zu nutzen, habe ich jedes Buch, das ich gelesen habe, rezensiert. Das tut nicht weh und wie ich feststellen muss, wird es immer wieder gerne gelesen.
So nun gut, gehen wir zurück zu dieser tollen Anthologie.




Also erstmal die Grundlegenden Daten zu dem Buch:

Taschenbuch: 165 Seiten

Verlag: Machandel Verlag, 10. Oktober 2017
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3959590660
ISBN-13: 978-3959590662
Größe: 13,4 x 1,5 x 19 cm

Über den Autor:
Jetzt wird es etwas länger, denn wir haben es mit 5 Autoren zu tun. Beginnen wir mit
Detlef Schirrow (Das Geisterraumschiff)
Leider war im Netz keinerlei Information über den Autor zu finden. Darf ich mich nicht aufregen, über mich ist seit der Änderung der Cover auch nichts mehr zu finden- Text ist vollständig verschwunden.
Sylvia Werth (Das Feuerzeug reloaded)

Über Sylvia sind leider auch keine Infos vorhanden. Bei den Informationen, die ich fand, war ich mir nicht sicher, ob es sich wirklich um ein und dieselbe Person handelte.
Gerd Münscher (Space Dschin)

Auch hier wieder keine Informationen über den Autoren zu finden.
Roselinde Dombach (Das Däumelinchen-Experiment)

Hier wurde ich dann endlich fündig.
Roselinde wurde an einem 7. Juni geboren
Sie stammt aus Sachsen-Anhalt, lebt aber seit 2012 in der Nähe von Ludwigshafen. Sie hat 2 erwachsene Töchter und teilt ihr Heim derzeit mit einer Mischlingshündin und einem Angorakater.
Nach vielen Jahren im öffentlichen Dienst ist sie nun als freischaffende Autorin und Grafikerin tätig.
Neben zwei eigenen Büchern hat sie sich mit Kurzgeschichten in diversen Anthologien beteiligt und Gedichte veröffentlicht. Zudem veröffentlichte sie mittlerweile eine stattliche Anzahl von Buchcovern und Illustrationen.

Tobias Habenicht (Das Schiff, das nie hätte gebaut werden dürfen)
Der promovierte Biologe glaubt durchaus, dass Wissen wichtig ist, aber ohne Phantasie die Welt zugrunde geht.
Er schreibt genau aus diesem Grund bereits seit 20 Jahren und hat nebenher immer wieder kleine Erfolge erzielt. 

Sein Repertoire erstreckt sich über alle Bereiche der Phantastik, mit gelegentlichen Ausflügen in Satire und Lyrik. 
Wenn es in den bisherigen Veröffentlichungen und denen, die in Vorbereitung sind, ein Leitmotiv gibt, dann das der Subjektivität von Wirklichkeit und Wahrnehmung, und was mit den Menschen geschieht, wenn die gewohnte Ordnung zerfällt. Den Charakteren in seinen Geschichten ist selten ein glückliches Schicksal beschieden.
(Quelle: amazon.de)

Klappentext: 
Auch in der Zukunft ist murphy's Law unerbittlich. Was passieren kann, passiert, egal, wie gering die Wahrscheinlichkeit dafür sein mag.
Sie finden hier:
- Die Geschichte von einem Weltraumflug, der völlig schiefgeht

- Die Geschichte von einer Alien-Kommandantin, die im Mittelalter auf der Erde Schiffbruch erleidet
- Die Geschichte von dem extraterristischen Artefakt, dass sich als überaus nützlich entpuppt.
- Die Geschichte von einem Gentechnik-Experiment, das nicht wie geplant verläuft.
- Die Geschichte von einem Raumschiff, das nie hätte gebaut werden dürfen.

Cover: 
Das Cover war das allererste, was mich dazu angeregt hat, weitere Informationen über die Leserunde zu lesen.
Es zeigt ein Raumschiff welches inmitten eines Asteroidengürtels verloren scheint.
Das Schiff sieht aus wie eine Mischung aus Enterprise mit einem Schuss der Minbarischen Naroon.
Die Schrift auf dem Cover ist mir persönlich etwas zu groß angesiedelt, nimmt sie doch nicht mehr als die Hälfte des Platzes in Anspruch. Ich hätte "Das Schiff" groß geschrieben und darunter in einer Zeile "das nie hätte gebaut werden dürfen"
Letztlich sind das aber auch nur Kleinigkeiten.
Das Cover bekommt von mir

⭐⭐⭐⭐


Schreibstil
Dies zu bewerten sollte eigentlich etwas schwerer sein. Ist es aber nicht. Es gibt nämlich bei keinem der 5 Autoren etwas zu bemängeln. So unterschiedlich die Geschichten sind, so unterschiedlich ist der eigene Schreibstil.
Aber in allen Fällen sehr gut vermittelt.
Alle Geschichten basieren auf bereits vorhandenen Geschichten, Legenden oder Märchen.
So ist das Geisterraumschiff eine Moderne des "Geisterschiffs".
Das Feuerzeug reloadet eine Moderne von "Das Feuerzeug".
Space Dschin ist die moderne Geschichte von "Aladin und der Wunderlampe".
Das Däumelinchen-Experiment entstand dann aus "Däumelinchen".
Und letztlich ist das Schiff, das nie hätte gebaut werden dürfen eine Mischung aus "der fliegende Holländer" und "Azrael"
Die jeweiligen Autoren treffen die Themen sehr gut, der Ursprung bleibt erkennbar, aber die Ausführung ist individuell gelungen.

Hierfür gibt es die vollen fünf.

⭐⭐⭐⭐⭐

Geschichte / Umsetzung:
Die Anthologie beginnt mit einer Geschichte über ein unheimliches Raumschiff.
Das Geisterraumschiff: 

Die Ghostship ist eigentlich ein Erkundungsraumschiff, welches vor 30 Jahren spurlos verschwand. Nach einem Unglück können sich Adrian und Kerwin auf dieses Schiff retten. Trotz den vergangenen 30 Jahren wirkt alles in diesem Schiff ganz frisch, selbst die Leichen machen den Eindruck sie seien erst vor ein paar Stunden gestorben.
Es dauert nicht lange, bis sie feststellen, dass sie in einer Zeitschleife festsitzen und sich der fürchterlichste Tag im Leben der Crew immer und immer wiederholt.
Ob sie sich daraus befreien können, solltet ihr selbst lesen.
Das Feuerzeug reloaded:

Die Notlandung des Alienschiffs auf einer Mittelalterlichen Erde. Die Pilotin Nhola ist zur Reparatur auf die Hilfe eines Einheimischen angewiesen.
Wie sich dann die beiden Wahrnehmungsstränge zusammenfügen ist höchst interessant und vor allem sehr plastisch dargestellt. Die Pilotin erscheint Bruno, dem Erdenmann, als Hexe und die Roboter (?) als Höllenhunde.
Der stinkende Atem, das dünne, weiße, strähnige Haar, die gelblich sabbernden Höllenhunde und das schützende Amulett. Wunderbar erzählt, vorstellbar, dass all die Mythen und Legenden über Hexen und Zauberer auf Begegnungen der anderen Art beruhen.

Space-Dschin
Ein Navigationsfehler bringt ihn an den Rand der Galaxie. So weit draußen war vor ihm noch keiner und auch er würde nicht zurückkehren, wenn da nicht dieser Bliep wäre.
Er findet ein goldenes Ei, dass da mitten im Nichts auf irgend etwas zu warten scheint. Das Ei entpuppt sich als wahrer Segen und auch wenn er nicht entlohnt wird, für die Entdeckung auserirdischen Lebens, so bringt ihm der Dschin den lang ersehnten Reichtum.
Das Däumelinchen-Experiment

Wer von uns kennt nicht die Geschichte von der Frau, die sich nichts sehnlicher wünscht als ein Kind und die Natur schenkt ihr dann das Däumelinchen, welches später in die weite Welt hinauszieht um ihre große Liebe zu finden.
Nun, das sind auch schon die Gemeinsamkeiten der Geschichten, denn Milena (Däumelinchen) ist ein genetisches Experiment und auch wenn sie sehr niedlich wirkt, so steckt der Teufel im Detail.
Ja auch sie zieht letztlich aus um Gleichartige zu finden. Ein wenig fieser, ein bisschen böse undankbar und letztlich vielleicht sogar gefährlich.

Das Schiff, das nie hätte gebaut werden dürfen
Die letzte und die längste Geschichte, die tatsächlich einen krönenden Abschluss dieser Sammlung von Kurzgeschichten darstellt.
Ein leicht gieriger Kaufmann, der zusammen mit seinem Buchhalter seine letzte kostbare, aber leicht verderbliche Fracht zu einem anderen Planeten bringt. Ja, die Gier verursacht eigentlich die Katastrophe, denn sie begegnen einem Geisterschiff. Einem Schiff das nie hätte gebaut werden dürfen, das gut seit 100 Jahren sein Unwesen in einer Art 'Bermudadreieck' inmitten eines Asteroidenfeldes treibt und welches man durchaus mit dem fliegenden Holländer vergleichen kann. Als Schiffbrüchige suchen er und sein Buchhalter zuflucht in genau diesem Schiff. Ja, ihr habt recht, eine kleine Ähnlichkeit zur ersten Geschichte lässt sich nicht abstreiten, aber die Erzählweise übertrifft die erste Geschichte bei weitem.
Es ist sehr spannend, wie die beiden die Geister entdecken, wie die Schemen und Schatten sich ineinanderfügen. Wie sie die technischen Möglichkeiten nutzen um Details zu erfahren, was war damals geschehen? Nach und nach erkennen sie auch den Übeltäter. Auch hier ist die Verbindung zur islamischen Legende des Izar'il, des Engels des Todes, der im Auftrag von Allah den Körper von der Seele trennt.

Eine großartige und spannende Geschichte, die gelesen werden will.
Alle 5 Autoren bekommen für die hervorragenden Ideen und der tollen Umsetzung von mir eine glatte fünf.

⭐⭐⭐⭐⭐

Fazit
Alle fünf Geschichten konnten mich sowohl durch die Idee als auch durch die Umsetzung überzeugen.
Auch wenn das Cover in meinen Augen noch ein wenig verbesserungsbedürftig ist, so gefällt es mir dennoch recht gut.
Als Gesamtbewertung komme ich also abermals auf die vollen fünf Sterne.
Prädikat: sehr empfehlenswert.

⭐⭐⭐⭐⭐

P.S.: 
Was mich durchaus sehr beruhig - selbst in einem Verlagsbuch findet man den ein oder anderen Schreibfehler und ich wette, dass sowohl der Autor als auch Lektor oder Korrektor mehrfach den Text durchgearbeitet haben. 
Ich sollte zwar weiterhin an der Perfektion meiner Geschichten arbeiten, mir aber um den ein oder anderen Ausrutscher nicht so wahnsinnig viele Gedanken machen. 😎

So, nun wünsche ich euch einen schönen Sonntag Abend.
Bis demnächst in diesem Theater.

Eure
Veronika



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