Sonntag, 11. August 2013

Wie ich dem Zucker ein Schnippchen schlug




Nach einer dringend notwendigen kreativen Pause melde ich mich endlich wieder zurück, aber nicht mit einem Rezept, sondern mit einer kleinen Geschichte.

Anlass hierfür ist mein 1-jähriges Jubiläum der Ernährungsumstellung und der damit verbundene  Beginn eines neuen Lebens.

Ich habe zwar schon erzählt, wie es dazu kam, aber um Erstlesern die mühsame Suche danach zu ersparen, erzähl ich einfach nochmal wie das letztes Jahr begann.

Alles begann im Frühjahr 2012.
Wer auch nur ein kleines bisschen auf sich achtet, kann Veränderungen relativ schnell an sich selber feststellen. Sicher bin ich kein eingebildeter Kranker und auch renne ich nicht wegen jedem kleinen Wehwelchen zum Arzt so spürte ich doch schon eine ganze Weile, dass etwas nicht stimmte.
Im April hörte ich dann erfolgreich auf zu rauchen, trotzdem fühlte ich mich nicht wohl. Schlapp und antriebslos verkroch ich mich immer mehr in meinen 4 Wänden. Ich war leicht aus der Fassung zu bringen und litt unter nächtlichen Magenkrämpfen und Sodbrennen. Hinzu kamen seltsame Schwindelanfälle  kurz nach dem Essen. Ich war ständig müde, konnte mich gerade noch zu den notwendigsten Hausarbeiten aufraffen und war traurig und kraftlos.
Als ich dann anfing, Weißmehl und Zucker zu meiden wurde es erst einmal noch schlimmer und anstatt abzunehmen (so wie das früher immer geklappt hatte) nahm ich eher noch zu und fühlte mich fürchterlich elend und aufgeschwemmt.
Ich bin dann zum Arzt und hab mich in mehreren Terminen von Kopf bis Fuß durchchecken lassen…

Ende Mai stand dann die Diagnose: beginnende Diabetes Typ 2

Das war wie ein Schlag in das Gesicht…
Nein, das konnte nicht sein… nein das durfte nicht sein!
Aber dieses Papier mit den Testergebnissen log nun mal nicht, vor allem nachdem es ja schon durch einen weiteren Test gegengeprüft worden war.

In einem Wechselbad der Gefühle schwankte ich zwischen schreien, fluchen, heulen und Trübsal blasen.

Mit Entsetzen kamen Bilder der Vergangenheit in mir hoch.

Meine Großmutter, die nach einem Schlaganfall fünf geschlagene Jahre in ihrem Krankenbett dahinvegetierte… bis sie dann schließlich mit 87 Jahren verstarb.
Keine Krankengymnastik… kein Rollstuhl… nur liegen, liegen, liegen…
Die täglichen Medikamente und ganz normales Essen…
Ich muss hinzufügen, dass ich damals im Alter zwischen 12 und 17 war und meine Mutter unsere Großmutter zuhause betreute, wir erlebten dieses Siechtum hautnah und das war bestimmt nicht das, was ich mir von meinem Altwerden vorstellte.

Dann meine eigene Mutter mit 71 … ein Schlaganfall mitten in der Stadt… beim Autofahren…
Erst kurz zuvor war bei ihr die sogenannte Altersdiabetes, also genau diese Diabetes Typ 2 diagnostiziert worden.
Meine Mutter starb knapp ein Jahr später an den Folgen eines weiteren Schlaganfalls.
Durch die, wahrscheinlich lange Zeit unentdeckte Diabetes hatten die Gefäße schon massive Schädigungen davongetragen.
Mit Schaudern denke ich an diese Zeit in der Reha… an diese Diabetiker-Diät…
die sie zwar relativ schnell abnehmen ließ, ich glaube es waren an die 30 Kilo innerhalb eines halben Jahres, aber die Blutwerte sich dafür nicht sonderlich besserten. Klar, denn sie musste hungern… wenn man von den Schwestern nicht mehr bekommt… grausam wenn man sich nicht mehr wehren kann, und dann Roggenbrot, Vollkornbrot, Knäckebrot… keinen Zucker, fettarmes Huhn oder Pute, oder fettarmen Fisch, kaum Käse… das übliche gruselige Prozedere…
Für die schlechten Blutwerte gab’s eben eine höhere Dosis an Medikamenten…
Nachdem die Bauchspeicheldrüse einknickte dann auch Insulin…

Und nun ich… mit Mitte 40 … das konnte einfach nicht wahr sein. Lag es tatsächlich an der familiären Vorbelastung oder steckte da doch was anderes dahinter?

Am Boden zerstört änderte ich erst mal nicht viel. Sicher ich ließ den Zucker weg, konzentrierte mich auf Vollkorn und Knäcke… mehr Salat weniger Fleisch… fettarm natürlich… verzichtete nicht nur auf Schokolade sondern auf meinen geliebten Käse… wenn dann Harzer, weil der ja kein Fett hat…
Zusätzlich zwang ich mich 2 mal die Woche zu einem 1 stündigen Spaziergang…

Nun, dadurch änderte sich nichts rein gar nichts… im Gegenteil, ich fing an zu leiden.
Meine Psyche spielte langsam total verrückt. Von Depressionen, Haarausfall und Zahnfleischbluten geplagt, landete ich natürlich wieder im Sprechzimmer meines Arztes (die Blutwerte waren hierbei auch nicht wirklich besser)
Die Ernährungsempfehlungen für Diabetiker, die ich mir aus dem Internet herausfilterte machten mich auch nicht gerade glücklicher. Am Boden zerstört spielte ich sogar für einige Tage mit dem Gedanken wieder zu rauchen anzufangen… was hatte denn dies alles noch für einen Sinn…

Erst als
ich dann von meiner Schwägerin einen heißen Tipp bekam, ging es bergauf.
Sie empfahl mir eine Seite auf Facebook, eine mit Rezepten die genau zu mir passen würden. Kuchen ohne Mehl und Zucker, Low Carb…
Da ich mich ja schon seit einer ganzen Weile auf Facebook herumtrieb, mehr zum Spielen als sonst was, fing ich an diese Plattform ein bisschen zu durchstöbern.
Es kam dann zu einem bedeutenden Tag, an dem ich die liebe Pandorra kennen lernte… in einem kurzen Gespräch (wir kannten uns damals noch nicht näher) machte sie mich auf die Gruppe La Vida LoCa aufmerksam… eine geschlossene Gruppe zum Austausch von Rezepten, Erfahrungen, Leidensgeschichten und vor allem von ‚echten‘ Ratschlägen und Tipps.
Diese Gruppe war eben keine derer selbsternannten Gurus, keine Laien, die andere mit Halbwahrheiten umtuddelten, hier waren einfach ein paar Fachleute, die sich bereiterklärten uns Betroffenen, fachkundige Auskunft zu geben und das kostenlos. Nebenbei fand sich da ein Sammelsurium an Rezepten, die  es alle galt mal auszuprobieren.

Da ich selbst in meiner Verzweiflung nicht gleich nach jedem Strohhalm gegriffen hätte, fand ich diese Zusammensetzung recht gut, deswegen ließ ich mich darauf ein. Ein Experiment, denn schlechter als zu diesem Zeitpunkt konnte es mir wohl nicht mehr ergehen.
Nachdem ich mich ein paar Tage in die ganzen Threads eingelesen hatte, begriff ich worum es bei diesem LowCarb überhaupt ging.
Allein die biologische Erklärung dessen, dass jedes Brot, jede Nudel, jeder Reis und jede Kartoffel als Kohlehydrate im Verdauungstrakt direkt in Zucker umgewandelt wird… und dann die Erkenntnis, dass es für einen Diabetiker einfach nicht ausreicht eben nur auf Zucker zu verzichten… dass das ganze Mehl, die Nudeln, Reis und auch die Kartoffeln verschwinden müssen um den Zuckerspiegel zu senken… aber was nutze ich dann als Energielieferant?
Kohlehydrate sind doch notwendig dafür….  glaubte ich zumindest… aaaber
Kohlehydrate befinden sich auch in Gemüse und sogar in Fleisch, aber diese sind für den Körper bei weitem nicht so leicht erreichbar wie die aus Mehl…
Das heißt, wenn ich auf Brot verzichte, verzichte ich nicht gleich auf alle Kohlehydrate der Welt. Trotzdem muss ich dem Körper etwas geben, mit dem er seine Speicher füllen kann, und das ist gutes Fett und Eiweiß, den Rest holt sich der Körper dann aus den Fettreserven des Körpers ... aaaha, deswegen konnte man duch LowCarb auch so gut abnehmen... was aber war mit diesen Vorurteilen, dass man erehblich mehr Fett zu sich nahm und dadurch das Risiko für Herz- Kreislauferkrankungen stieg.
Sämtliche Studien hierzu lassen sich allein durch kritische Betrachtung und durch andere widersprüchliche Studien widerlegen.
(Meine Blutwerte befinden sich auch bei den Cholesterinen im komplett grünen Bereich!)

Was soll ich euch erzählen, ich hab mich im August 2012 auf dieses Experiment LowCarb eingelassen….

Im September 2012 konnte ich bereits die Medikamentendosis halbieren.
Ich hab einfach mal so 7 Kilo an Gewicht verloren.
Meine Depressionen verabschiedeten sich langsam.
Ich fing im November ganz freiwillig an Sport zu treiben.

Ende Mai 2012 erhielt ich die Diagnose: beginnende Diabetes Typ 2
Ende Mai 2013 bin ich dank LowCarb: medikamentenfrei

Meine Depressionen sind  im Übrigen weg, ich plane diverse Projekte, von denen ihr bestimmt noch hören werdet, es geht mir gut und die allgemeine Tendenz zeigt nach oben .

Eines kann ich euch sagen, denn das mag ich überhaupt nicht:
Immer wieder spreche ich mit Menschen, die mir ihr Leid klagen… es ginge ihnen doch sooo schlecht, ihre Werte seien doch sooo schlecht und Gewicht verlieren könnten sie auch nicht. Ändern täten sie aber auch nichts, denn sie können nicht verzichten….
Was habe ich nicht schon für ausreden gehört, neulich erst von einer Diabetikerin (hat sie mir selbst erzählt, als ich meinen Lottoschein beim Bäcker einlöste) dass sie doch keinen Sport machen könne, weil ihr ein Zeh fehlt… Aber sie hatte sich gerade den Kuchen einpacken lassen (von dem sie ja ganz selten was isst) …
Wem selbst etwas an seinem Leben liegt, und wer Wert auf die selbige Qualität legt, tut etwas und auch dieser Frau kann geholfen werden, denn Sport zu machen hängt nicht an einem fehlenden Zeh… und Kuchen kaufen muss man auch nicht, denn man kann sich echt leckere Sachen backen ohne Zucker und ohne Mehl… ein bissi mehr Ei, Mandeln und Quark…

Ich habe das getan, und ich habe mich dazu durchgerungen Zucker, Mehl, Brot, Nudeln, Reis und Kartoffeln aus meiner Ernährung rauszustreichen.
Nach einem Jahr kann ich euch nur eines sagen, ich muss auf nichts verzichten…

Der scheinbare Verzicht auf diese Dinge wurde mit einem völlig neuen Lebensgefühl belohnt.
Meine Werte sind Top, ich habe Gewicht verloren ohne jemals gehungert zu haben, ich muss keine Medikamente mehr zu mir nehmen und damit Angst haben, meinen Nieren zu schaden und meine Depressionen sind wie weggeblasen.

Für mich war dieses Experiment LowCarb 100%ig Erfolgreich

Und was ist mir dir??? Trau dich…

Anmerkung:
mit Pandorra bin ich unterdessen befreundet
mit den Verantwortlichen der La Vida LoCa Gruppe ganz besonders
und mit vielen aus der Paleo Gruppe und der Logi Gruppe



Erdbeer-Mascarpone-Zitronenschnitten
LowCarb, Glutenfrei

3 Kommentare:

  1. Toller Artikel, bewegende Geschichte und mutmachender Beitrag für Betroffene! Danke dir und mach weiter so!

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  2. Auch ich bin eine Logianerin, allerdings nicht ganz so konsequent wie du, aber schon fast beinahe.
    Deinen Blog werde ich jetzt sicher oft besuchen.Ich würde mich über einen Besuch von dir bei mir sehr freuen.
    LG
    Jutta

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  3. gerne besuche ich dich, wenn du mir deine Blogadresse verrätst
    LG Veronika

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