Projekt H




Projekt H gilt als Oberbegriff für alle Geschichten, die ich euch über unseren Hauskauf und die damit verbundene Renovierung erzähle.

Aber erst einmal, wie es denn überhaupt dazu kam, dass wir die Entscheidung trafen, ein Haus zu kaufen.

Anfang 1994 verkündete unsere damalige Vermieterin, dass sie zum wiederholten Mal die Miete unseres Reihenmittelhauses erheblich anheben wolle. Wir wohnten gerade erst 2 ½ Jahre in diesem schönen Domizil, hatten uns wohlig häuslich eingerichtet und schon fing der ganze Spaß an, uns nach und nach zu ruinieren.
Was sollten wir nun tun? Eine Kaltmiete von 1.200,- DM war für eine vierköpfige Familie, in der nur einer die Brötchen mit heimbrachte, einfach auf Dauer zu viel.
Wir waren also gezwungen uns etwas einfallen zu lassen. Ein erneuter Umzug stand auf jeden Fall an, nur war noch nicht ganz klar, ob diesmal ins Eigenheim oder abermals zur Miete…
Wir setzten uns also hin und rechneten. Gespräche mit dem Bankberater folgten und kurz darauf stand fest: es klappt, wir können uns ein eigenes Haus leisten.

Nun fingen wir also an nach einem geeigneten Objekt zu suchen. Es sollte kein neues Haus werden, wir wollten ein ‚gebrauchtes‘ wenn nötig auch eines in dem wir renovieren müssen. Daran sollte es nicht scheitern, denn immerhin ist unser Familienoberhaupt gelernter Handwerker und Muttern muss sich nicht für 2 linke Daumen schämen.

Wir suchten und suchten… und hätten fast schon den Mut verloren, denn es ließ sich einfach nichts Passendes finden. Entweder zu teuer, oder zu klein oder zu hässlich oder zu marode….

Bis wir dann über dieses EINE Haus stolperten. Es war im September des Jahres und wir hatten den Tipp von einem Bekannten bekommen.
Der Wohnort nah genug an der Arbeitsstelle meines Mannes und der Preis… schien gar nicht mal so übel. (Eigentlich viel zu gut, da musste ein Haken dran sein!)

Also Kinder ins Auto und ab durch die Mitte… ein schöner Sonntagsausflug….
Als wir dann die Frankenhöhe hinunterfuhren deutete mein Mann nach links und sagte: „Das müsste der Ort sein“
Ich war fasziniert, malerisch schmiegten sich die Gebäude an diesen Ausläufer der Frankenhöhe. Grün viel Grün. Im Rücken die Frankenhöhe und unten das Aischtal… herrlich…

Bevor wir uns zu dem Haus begaben, schauten wir uns im Ort etwas um. Eine Schule, ein Kindergarten, ein Schwimmbad, ein Supermarkt, Metzger, Bäcker gleich 3, Tankstellen mit Werkstatt gleich 2, Bahnhof mit Verbindung zur nächst größeren Stadt und jede Menge an Wirtschaften… ungewöhnlich viele für einen so kleinen Ort…

Dann aber, als wir zum Haus kamen, war das ganze irgendwie anders als ich mir das vorgestellt hatte. Ein riesiges Fachwerkhaus… nicht der schönste Zustand.  Vor dem Haus war die gesamte Straße aufgerissen und wir mussten hinten herein…
Die untere Etage war an ältere Herrschaften vermietet (genau genommen 3 Räume, da der Rest Werkstatt, Flur und Waschküche war)
Es roch etwas streng…  Seltsames ging mir durch den Kopf und ich fühlte erst einmal Ablehnung.

Als wir dann vom Eigentümer, die Treppe hinaufgeführt wurden fielen mir der geschwungene Handlauf und das filigrane Geländer auf. Die knarzenden und ausgetretenen Stufen faszinierten mich. Als ich dann die Gelegenheit hatte, mir eine der Türen genauer anzusehen, fühlte ich, dass dieses Haus einen ganz eigenen Charakter hatte.
Ausschlaggebend war aber dann der Dachboden.
Diese schmale Stiege, die da hinaufführte ein riesiger Boden, der dann noch einmal in die Spitz endete… das hatte ich schon einmal gesehen… in meinen Träumen…

Für mich war es besiegelt, ich wollte dieses Haus. Es war mir völlig wurscht, wie viel Energie ich da hineinstecken musste um so ganz einfache Sachen wie Heizung und warmes Wasser zu bekommen…

Nach dem Besuch hatte ich meinen Mann schnell davon überzeugt, dass dies genau das war, was wir suchten. Es hatte ja nur einen einzigen, einen winzig kleinen Haken… dieses Haus ist ein Denkmal…
Irgendwie hört sich das ja auch nicht schlimm an… das Wort Denkmal… na denk mal… schön…
Und dann hatte es ja auch was tolles, was Einmaliges zu sagen: Ich wohne in einem Denkmal… bohh… die Blicke … echt? Ja toll ne?...
Und dann hatte dieses Haus ja tatsächlich eine ‚echte‘ Geschichte!
Menschen gesehen, die gearbeitet haben, gelacht und geweint. Kinder die geboren wurden, aufwuchsen und es verließen, oder blieben und darin starben… es hatte die zwei Weltkriege überstanden…

Es musste dringend renoviert und modernisiert werden. Auf Dauer konnten wir nicht so dort leben… und dann war es einfach viel zu groß für uns vier.
Eine einzige Etage war völlig ausreichend.
Aber dieses Haus hatte nun mal 2 und dazu diesen riesigen Dachboden.

Da sich die ganze Sache bereits fest in unseren Köpfen verankert hatte, wir planten bereits den Um- und Ausbau, fragten wir jemanden, ob er sich nicht mit uns zusammentun möchte.
Im Nachhinein müssen wir zugeben, dass es besser gewesen wäre, alleine zu kaufen. Aber wenn man jung ist macht man nun mal Fehler, und aus diesem haben wir gelernt. Mit Sicherheit.

Wir kauften und zogen im November 94 ein. Genau genommen zogen wir in 2 Zimmer mit Küche und provisorischem Bad.

Die Mieter zogen recht schnell aus, so war es beim Kauf auch vereinbart worden. Nur der Vorbesitzer ließ sich etwas Zeit.
Vereinbart waren 3 Monate, weil er ja Zeit brauchte um all seine Sachen (auch aus der dazugehörigen Scheune) in sein anderes Haus zu bringen… es wurde fast ein Jahr und echt schwierig, weil ja der Mitkäufer (ich nenn ihn mal so) ja eigentlich auch einziehen wollte.
Anderseits wurde uns auch von der Denkmalpflege der Wind aus den Segeln genommen…

Es gab keine Pläne für dieses Haus, und es war zuerst erforderlich, diese erstellen zu lassen. Die Denkmalpflege verlangte zusätzlich noch ein Bestandsgutachten inklusive einer Umbauplanung,

Brav suchten wir uns einen Architekten und ließen beides anfertigen.
Hinderlich war da dieser Typ von Vorbesitzer, der mit seiner bloßen Anwesenheit unsere gesamten Planungen blockierte.
Und nicht nur das, er benahm sich, als hätte er lediglich an uns vermietet.

Wir waren mittlerweile in Besitz unseres absolut tollen, genialen Familienhundes Ritchie und dieser Mensch besaß die ständige Frechheit, das Hoftor offen stehen zu lassen.
Man ist grad mal ne Stunde weg, beim Einkaufen oder so und kommt heim und Hund ist weg. Solang dieser Typ im Haus wohnte, solange mussten wir immer wieder den gesamten Ort nach unserem Hund absuchen. Aber auch diese Zeit ging vorbei (leider nicht friedlich)  und wir konnten endlich richtig anfangen umzubauen.
Der Mitkäufer konnte jetzt ebenfalls einziehen und die Räumlichkeiten für sich nutzen.

Abgesehen von diesen Unstimmigkeiten hatte vor allem ich das Gefühl hier einen Volltreffer gelandet zu haben. Dieser Ort besitzt eine faszinierende Schönheit…. diese Streuobstwiesen an den Hängen der Frankenhöhe… die Weinstraße …

Tochter Nr. 1 war auch schnell im Kindergarten untergebracht, während die Kleine sich noch bis Februar 95 gedulden musste.

Aber das werde ich euch alles nach und nach erzählen.

Für heute ist dies erst mal alles


Veronika



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